Problem Feldlerchen im Ankumer Baugebiet

3 Feldlerchen-Reviere im neuen Ankumer Baugebiet bescherten der Gemeinde ein Problem, das nicht leicht zu lösen war.

Wo die roten Buchstaben Fl stehen, wurden die  3 Feldlerchen-Reviere im neuen Baugebiet „Nördliche Kunkheide“ entdeckt.© Plan Boner+Partner, © Feldlerche Manfred Delpho, NABU.

Mit jedem Neubaugebiet bleibt Natur auf der Strecke. Es kann aber auch umgekehrt sein: Streng geschützte Tierarten können das Aus für ein Bauprojekt bedeuten. Für das fast 13 ha große neue Ankumer Baugebiet „Nördliche Kunkheide“ musste ein Artenschutzgutachten (1) erstellt werden. Was würde es bringen?

Es brachte ein Problem für die Gemeinde, denn es wurden drei Feldlerchen-Reviere entdeckt. Das zog so einiges nach sich, denn Feldlerchen stehen in Niedersachsen wie in ganz Deutschland als „gefährdet“ auf der Roten Liste.

Baugebiet im Gemeinderat. Am Donnerstag, 5. Sept., stand das neue Baugebiet auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Weil sich ein „Ersatzhabitat“ für die Feldlerchen fand und auch sonst nichts einging, was der Realisierung im Wege steht, ist der Bebauungsplan Nr. 59 „Nördliche Kunkeide“ nunmehr beschlossene Sache.

 

Detert Brummer-Bange (rechts) und Michael Wübben.

Die Feldlerchen bereiteten einiges Kopfzerbrechen.

Die Feldlerchen-Bestände sind dramatisch zurückgegangen. Darum dürfen Flächen mit Feldlerchen-Revieren nur bebaut werden, wenn eine sog. „CEF-Maßnahme“ durchgeführt wird. Das heißt: Es muss ein anderes Gebiet, ein „Ersatzhabitat“, für die Bodenbrüter bereitgestellt wird.

Bei aller Motivation, ein neues Zuhause für Feldlerchen anzubieten: Eine passende Fläche zu finden, war alles andere als leicht, wie klartext von Bürgermeister Detert Brummer-Bange und seinem Verwaltungsvertreter Michael Wübben erfuhr.

Mit der Feldlerche geht’s rapide bergab. Nach Informationen des Naturschutzbundes (NABU) sind in den letzten 25 Jahren ein Drittel der Feldlerchen verschwunden. Weil dieser einstige Allerweltsvogel immer seltener wird, wurde er nach 1998 in diesem Jahr erneut zum Vogel des Jahres gekürt.

Feldlerchen: Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ruft zu mehr Artenschutz auf. © Manfred Delpho, NABU.

Wo könnte die Gemeinde den Feldlerchen ein neues Zuhause bieten? Das Areal musste 3 ha groß sein, denn es ist vorgeschrieben, jedes entdeckte Revier mit 1 ha pro Brutpaar zu kompensieren. Macht bei 3 Revieren insgesamt 3 ha. Und es dürfen nicht irgendwelche 3 ha sein.

 

Muss den Ansprüchen der Feldlerche genügen.

Zu den Ansprüchen an die 3 ha gehört, dass die Ersatzfläche den Lebensgewohnheiten der Tiere entspricht. So bewohnen Feldlerchen Acker und Grünlandgebiete, und zwar ein offenes Gelände mit weitgehend freiem Horizont. Da können z. B. Bäume zum Problem werden und auch Gebäude.

Mehr über Feldlerchen. Viele Bilder und interessante Infos zum Vogel des Jahres 2019 gibt es in der über 40 Seiten starken Broschüre des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LDV). Zum Downloaden unter www.nabu.de. Dort auch eine Spendenkampagne für eine umweltverträglichere Landwirtschaft zum Schutz der Fauna und Flora.

Im Artenschutzgutachten liest sich das so: „Der Abstand zu Vertikalstrukturen wie (Einzel)-Bäumen sollte über 50 m betragen und rund 160 m gegenüber einer geschlossenen Gehölzkulisse (Waldrand etc.) und Siedlungsbereichen.“

Hoch oben in der Luft singen Feldlerchen, aber ihr Gesang wird immer seltener, weil ihre Lebensräume schwinden. © Peter Lindel, siehe www.nabu.de

Überhaupt Feldlerchen-geeignetes Land zu finden, war der eine Part des Problems. Der andere: Der Besitzer musste auch bereit sein, das Land zur Verfügung zu stellen. Es war eine schwierige Suche, aber es fand sich schließlich eine Fläche.

 

3,4 ha in Ankum als neuer Lebensraum für Feldlerchen.

3,4 ha Ersatzhabitat. 3 Jahre Monitoring.

Die Fläche, die Ankum als „Ersatzhabitat“ für die Feldlerchen ausgewiesen hat, misst 3,4 ha, die als Ackerland genutzt wurden. Diese Fläche soll durch eine Reihe von Maßnahmen noch vor Beginn der Erschließungsarbeiten im neuen Baugebiet als potenzieller Lebensraum für Feldlerchen hergerichtet werden. Dazu gehört, wie in den Planungsunterlagen nachzulesen:

  • das Land zu „Extensivgrünland, vor allem von Feuchtgrünland“ zu entwickeln.
  • Es muss eine „vielfältige, reich strukturierte Feldlandschaft“ entstehen.
  • Gedüngt werden soll kaum oder gar nicht und auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln muss komplett verzichtet werden.

Der Landkreis akzeptierte das von Ankum eingebrachte „Ersatzhabitat“, schrieb jedoch ein über 3 Jahre laufendes Monitoring vor. Das heißt: einmal pro Jahr werden Experten die Fläche begutachten und einen Bericht dazu vorlegen.

Ebenfalls gefährdet: Der Spatz (Haussperling). Mit dem Haussperling oder Spatz wurde im nördlichen Ankum – in der ans Baugebiet angrenzenden Siedlung – eine Vogelart entdeckt, die in Niedersachsens und Deutschland auf den Vorwarnlisten geführt wird. Interessant dazu: Der Wissenstest zu diesem Vogel unter https://vogeltrainer.nabu.de/vogel/haussperling/

 

Insektenschonende Straßenbeleuchtung im Baugebiet.

Was den Artenschutz angeht, stehen auch die Insekten im Fokus. So wird z. B. auch beim Spatz davon ausgegangen, dass die Bestände zurückgehen, weil die Vögel nicht ausreichend Insekten finden, die sie für die Aufzucht ihres Nachwuchses benötigen.

Warum der Haussperling – fälschlicherweise – auch „Dreckspatz“ genannt wird: Einen Wissenstest gibt es auf www.nabu.de.

Im neuen Ankumer Baugebiet wird es eine insektenschonende Beleuchtung geben. Dazu wurde festgelegt: Zur „Beleuchtung der öffentlichen Bereiche sind nur solche Lampentypen zulässig, deren Licht vornehmlich die Verkehrswege beleuchtet und nur zu geringen Teilen zu den Seiten und nach oben abstrahlt. Diese sind mit UV-armen, Insekten schonenden Beleuchtungskörpern z. B. in Form von LED-Leuchtmitteln mit einer warmweißen Lichtfarbe (2700 K) auszustatten. Alternativ können auch Natriumdampf-Niederdrucklampen zum Einsatz kommen.“

(1) Den Bericht erstellte „Bio-Consult“ für das von Ankum eingeschaltete Osnabrücker Planungsbüro Dehling & Twisselmann.

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