Zum Jahresende schließt der Lebensmittelmarkt: klartext sprach auch darüber mit Bürgermeister Markus Frerker – und erfuhr so einiges über gute Perspektiven für die Gemeinde.
Ende Mai wurde das Café Egger-Stübchen geschlossen, zum Jahresende schließen Gerd und Christine Havermann die Gaststätte und den Lebensmittelladen: Das sind herbe Verluste für einen kleinen Ort. Sie ließen manchen Bürger befürchten, dass es nicht gut um die Zukunft Eggermühlens bestellt ist. Wie das Gespräch mit Bürgermeister Markus Frerker (CDU) über einen ganzen Strauß von Themen zeigt, gibt es jedoch gute Gründe dafür, optimistisch nach vorne zu schauen.
klartext: Herr Bürgermeister, wenn bei Havermann zum Jahresende die Schlüssel umgedreht werden, verliert Eggermühlen eine Institution und den einzigen Lebensmittelmarkt. Inzwischen hat sich im Ort herumgesprochen, dass gutes Neues in Sicht ist, aber noch ist nichts Genaues bekannt. Zunächst einmal: Ist es richtig, dass die Gemeinde Havermann gekauft hat und wenn ja warum?
Es stimmt, dass die Gemeinde Havermann gekauft hat. Zu dem Warum: Wir haben uns Gedanken über die Grundversorgung in Eggermühlen gemacht. Noch haben wir die Bäckerei Meyer, aber Johannes Meyer ist auch schon 66 Jahre alt. Was passiert, war die Frage, wenn die Gemeinde angesichts dieser Situation nichts macht?
Wir haben gehandelt und ein Konzept für den Standort Havermann entwickelt. Was eine Grundversorgung angeht, hat das Havermann-Anwesen eine sehr gute ortsnahe Lage und ist auch zu Fuß zu erreichen. Das Ehepaar Havermann, konnten wir erleben, ist sehr am Wohl der Gemeinde interessiert und daran, dass eine Grundversorgung erhalten bleibt. Für eine Grundversorgung ist es erst einmal wichtig, Grund und Boden zu sichern, was die Gemeinde durch den Kauf getan hat.
Das Konzept wurde mit Havermanns abgestimmt. Das finde ich auch sehr wichtig – dass jemand, der verkauft und Interesse an der Gemeinde hat, auch weiß, was entstehen soll. Ich ziehe den Hut vor Havermanns, weil es um nicht weniger als den Verkauf des Elternhauses geht, und weil sie sehr daran interessiert sind, dass die Gemeinde die Möglichkeit erhält, da etwas weiterzuentwickeln.
klartext: Die Gemeinde hat gekauft, wie geht’s weiter? In Kettenkamp kaufte z. B. die Gemeinde die einstige Gaststätte Stegmann, ließ das Gebäude auf ihre Kosten abreißen und verkaufte das Grundstück an jemanden, der dort einen Neubau errichtet. Wird Eggermühlen ebenso verfahren?
Das wäre eine Möglichkeit.
klartext: Nun brennen viele darauf zu erfahren, was entstehen wird. Was den Zeitrahmen angeht: Havermanns werden, ist zu hören, zum 1. Februar ausziehen.
Geplant ist der Havermann-Auszug zum 1. Februar. Wenn es etwas später wird, ist das auch kein Problem. Das wird alles einvernehmlich geregelt. Ansonsten kann ich zu diesem Zeitpunkt nur so viel sagen: Wir sind schon lange mit einem Partner darüber im Gespräch, wie das Konzept, das wir entwickelt haben, realisiert wird. Da sind wir, meine ich, auf einem sehr guten Weg. Wir werden die Pläne, wenn sie spruchreif sind, ausführlich vorstellen.
klartext: Sie sprachen von Sicherung der Grundversorgung. Es wird also nicht nur an Wohnungsbau gedacht, sondern auch …
… an anderes.
klartext: An eine gewerbliche Nutzung?
Könnte auch sein.
klartext: Warum ist Ihnen nicht mehr zu entlocken und wann könnte das Neue, das da kommen soll, fertig sein?
Als Bürgermeister kann ich mich erst äußern, wenn alles abschließend mit allen Beteiligten geklärt ist. Bei Vorhaben der Gemeinde, das war bei der Vorbereitung des Kita-Baus auch so, ist oft zu hören ,ihr macht ja nichts, es passiert ja nichts‘. Damit muss man als Bürgermeister und auch als Ratsmitglied leben. Im Interesse der Sache bin ich sehr dankbar dafür, dass die doch recht große Zahl der Beteiligten am Havermann-Konzept über einen langen Zeitraum die Vertraulichkeit gewahrt haben und sie weiterhin wahren. Das ist nicht selbstverständlich. Wenn alles läuft, wie wir uns das vorstellen, ist das neue Projekt in 2 Jahren, Mitte 2020, fertig.
klartext: Was, Herr Frerker, tut sich denn beim und im einstigen Egger-Stübchen?
Da ist die gute Nachricht: Es gibt neue Pächter, der Vertrag ist unterschrieben und die neuen Pächter haben damit begonnen, die Räume herzurichten. Die neuen Pächter sind Georg und Marlies Georgievskis. Diese Namen verbinden viele noch immer mit „Moin, Moin“, einem Imbiss-Restaurant, das die beiden mal geführt haben.
Ich freue mich sehr darüber, dass wir Pächter mit großer gastronomischer Erfahrung gewinnen konnten. Zudem wird das, was dort geboten wird, eine gute Ergänzung zu unserem bestehenden Angebot sein. Der Name Egger-Stübchen wird beibehalten. Ich rechne damit, dass die Eggermühlener zum Dorffest im Oktober das neue Angebot nutzen können.
klartext: Kommen wir zu einem anderen Themenkomplex. In Eggermühlen wie andernorts zeigt sich mit jedem Jahr mehr, was demographischer Wandel bedeutet: Immer mehr ältere Menschen, weniger jüngere. Im Eggermühlener Haushalt ist von einer „gesunden Bevölkerungsstruktur, die sich aus allen Altersgruppen zusammensetzt“, die Rede. Die Ausweisung des neues Wohngebiets mit 22 Baugrundstücken dient, nehme ich an, auch dem Ziel „gesunde Bevölkerungsstruktur“. Auf der Karte sind 13 Reservierungen eingetragen, was von Interesse zeugt. Wie ist der aktuelle Stand?
Für das neue Baugebiet wird jetzt die Erschließung ausgeschrieben und die Angebote sollen bis Ende September abgegeben werden. Dann wissen wir, was die Erschließung kosten wird und können unter Einbeziehung der übrigen Faktoren den Quadratmeterpreis für die Baugrundstücke festlegen. Ich gehe davon aus, dass wir die Zahl zum 4. Oktober haben, weil dann eine Ratssitzung stattfinden soll.
Reservierungen haben wir für 13 Grundstücke. Wie viele Bauwillige zeitnah einen Kaufvertrag unterschreiben werden, bleibt abzuwarten. Bei einigen potentiellen Käufern ist der Zeitraum etwas länger getaktet und bei dem einen oder anderen hängt die Entscheidung wohl auch vom Preis ab.
Bauen in Eggermühlen, da arbeiten wir derzeit an einem Dreiklang. Außer dem Baugebiet gehört dazu die Außenbereichssatzung in Döthen. Es gibt Menschen, die im Außenbereich bauen wollen, was nicht ganz einfach ist. Mit der Außenbereichssatzung wollen wir die Voraussetzung dafür schaffen, dass, wer sehr ländlich wohnen möchte, auch bauen kann.
Den Dreiklang komplett macht die Innenverdichtung, die ich auch für sehr wichtig halte. Da geht es um sehr große Grundstücke, auf denen im hinteren Teil noch ein weiteres Haus gebaut werden könnte. Dazu gab es gerade erst eine Anliegerversammlung für die Bewohner der Wiesenstraße und der Bergstraße, auf der zum Beispiel über das Baurecht informiert wurde und bei der die Betroffenen Gelegenheit hatten zu sagen, was sie davon halten. Ein aus meiner Sicht wichtiges Thema ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Charakter der Siedlung erhalten bleibt. Beim Bauen ein Dreiklang – da müsste eigentlich für jeden etwas dabei sein.
Seit 12 Jahren Bürgermeister. Markus Frerker, Diplom-Kaufmann, ist seit 2006 Bürgermeister von Eggermühlen, eines Orts mit 1.774 Einwohnern. Als er sein Amt erstmalig antrat, war er junge 34 Jahre alt.
klartext: Für die Jungen hat Eggermühlen mit der besonders schönen Kita, der Grundschule und dem Jugendhaus eine gute Infrastruktur. Was die Sanierung und Erweiterung der Grundschule angeht, steht die Realisierung der 1. der 3 Bauphasen an. Was genau wird gemacht?
Der neue Kindergarten ist von großer Bedeutung für die Gemeinde. Er ist zwar ein beträchtlicher Kostenfaktor für uns, aber er ist auch für viele der Grund, nach Eggermühlen zu kommen und in Eggermühlen zu bleiben. Das Geld, das wir pro Jahr für den Kita-Bau aufbringen müssen, hätten wir natürlich auch anders ausgeben können. Aber dann, das muss man so klar sagen, hätten wir in Eggermühlen den Schlüssel umdrehen können.
Was die Grundschule angeht: Da ist der Bauträger die Samtgemeinde. Zur 1. Bauphase gehören nach meinem Kenntnisstand auf jeden Fall der Geräteraum, der nach Osten hin angebaut wird, und die Schaffung eines Raums für die Integrationskraft. Als Lagerraum für die ganzen Spielgeräte soll ein Solitärbau auf dem Schulhof entstehen.
Losgehen soll es im Oktober. Nach Aussage von Jürgen Brockmann vom zuständigen Samtgemeinde-Fachdienst soll, sofern die Baugenehmigung dann vorliegt, im Oktober mit dem Anbau des Geräteraums begonnen werden. Derzeit werden dafür die Ausschreibungen vorbereitet, und die Aufträge sollen bis zum 25. September vergeben sein. Weil viele Betriebe stark ausgelastet sind, kann nur gehofft werden, dass es eine gute Resonanz auf die Ausschreibungen gibt.
klartext: Die letzte Geburtenzahl dürfte für den Bürgermeister eine gute Nachricht gewesen sein. 19 Geburten gab es in 2017 in Eggermühlen – nach 15 in 2016 und 12 in 2015. Die Grundschule hat, wie im letzten Jahr, 61 Schülerinnen und Schüler. Sie sind in engem Kontakt mit vielen Bürgern und mit der Leitung der Schule: Ist ein Ganztagsangebot der Grundschule ein Thema oder sehen Sie dafür in Eggermühlen keinen Bedarf?
Wenn ich die Anmeldungen für den Mittagstisch sehe, bin ich froh, dass wir die Lösung haben, dass Grundschulkinder in der Mensa der Kita mittags essen können. Ein Ganztagsangebot zeichnet sich derzeit nicht ab. Man muss das jedoch weiter begleiten und im Blick behalten.
So muss sich zum Beispiel erst noch zeigen, wie sich die Beitragsfreiheit im Kindergarten auswirkt. Wenn Eltern sich daran gewöhnt haben, dass im Kindergarten nach 13 Uhr noch eine Betreuung da ist, werden sie dann auch eine längere Betreuung in der Grundschule wollen oder lassen sie die Kinder nur länger im Kindergarten, weil es umsonst ist? Darauf gibt es jetzt noch keine Antwort.
Eine Ganztagsschule ist für einige Kinder mit Sicherheit notwendig und auch hilfreich. Man muss jedoch beide Seiten beleuchten. Es gibt auch nicht wenige Eltern, die ihre Kinder nach der regulären Schulzeit zu Hause betreuen möchten.
Zur Frage, ob wir ein Ganztagsangebot in Eggermühlen brauchen, kommt das Problem Ausgestaltung des Angebots. Das Vereinsleben soll bei einer Ganztagsschule auch teilweise in den Schulbetrieb mit reinkommen, was zu den Zeiten – am Nachmittag – eine schwierige Sache ist, weil wahrscheinlich nicht in dem wünschenswerten Umfang umsetzbar.
Der Ganztag ist für kleine Schulen eine sehr große Herausforderung. Ich weiß, dass wir Ganztagsangebote in den übrigen Grundschulen in der Samtgemeinde haben und dass wir mit Eggermühlen noch eine Sonderlösung fahren. Eine Sonderlösung, die in der Weise positiv von der Samtgemeinde begleitet wird, dass wir die Mittagessen-Lösung für Grundschulkinder haben.
Es ist nicht so, dass wir den Ganztag nicht wollen. Ich denke, wir befinden uns da in einem offenen Dialog. Wie sich die Dinge entwickeln, das kann ich, muss ich ganz ehrlich sagen, derzeit nicht abschätzen.
www.eggermuehlen-erleben.de. Auf dieser Webseite gibt es Infos zur Gemeinde, zum Leben & Wohnen in Eggermühlen, eine Auflistung der Betriebe sowie der Vereine und Gruppen im Ort. Zu den Gemeindeinfos gehören auch Protokolle von Ausschuss- und Ratssitzungen.
klartext: Von den jungen zu den älteren Bürgern. Der Mittagstisch für Senioren scheint ein Treffer ins Schwarze gewesen zu sein. Aufgeregt hat sich so mancher darüber, dass der Mittagstisch nicht, wie auch Sie es wollten, in der Mensa stattfinden kann. Streben Sie noch danach? Wenn ja: Wen müssten Sie da weiter „bearbeiten“?
Da kann ich niemanden mehr bearbeiten, weil wir von der Landesschulbehörde die Antwort bekommen haben, dass das Kindeswohl Vorrang hat vor dem Allgemeinwohl. Und darum kann zur Mittagszeit in der Mensa in der Kita kein Mittagstisch für Senioren stattfinden.
Die Landesschulbehörde guckt da von oben drauf und sagt: Wir haben eine Obhutspflicht den Kindern gegenüber. In einem kleinen Ort wie Eggermühlen kennt man sich, aber anderorts ist dem nicht so.
klartext: Die Landesschulbehörde will also keine Ausnahme zulassen…
So ist das. Das ist ärgerlich, aber es wäre ja auch zu schön, wenn alles einfach wäre. Wir haben, meine ich, mit der Kirchengemeinde einen guten Partner für den Mittagstisch, und ich bin auch dankbar, dass wir mit Ruth Gerdes und Ramona Ebler zwei Frauen haben, die sich darum kümmern.
Derzeit sind es 8-10 Personen, die da immer beim Mittagstisch dabei sind. Das wird sich weiter entwickeln. Es wäre schön, wenn Ruth und Ramona nicht alles Drumherum regeln müssten, aber auch das ist eine Frage der Entwicklung. So, wie es läuft, läuft es schon in die richtige Richtung. Wenn Ruth und Ramona mal nicht so viel Zeit haben, dann packen Teilnehmer des Mittagstisches auch jetzt schon mal mit an und schließen am Ende die Tür ab. Das ist eben der Vorteil eines kleinen Dorfs: Man kann das so handhaben, weil man sich kennt.
klartext: Der Geldautomat gehört zu den Verlusten, die Eggermühlen erlebte. Was ist aus den Bemühungen der Gemeinde geworden, wieder einen Geldautomaten nach Eggermühlen zu holen?
Da ist es so, dass die Bankenaufsicht BaFin der Gemeinde Eggermühlen schriftlich mitgeteilt hat, dass die Vereinbarung, die wir haben, gegen keine Vorschriften oder Gesetze verstößt. Wir könnten also den Vertrag unterzeichnen und einen Geldautomaten einrichten.
Der soll jedoch, wie auch bislang schon vorgesehen, an der verkehrsgünstigen Stelle bei Havermann stehen. Wegen der dort anstehenden Veränderung gibt es nun eine Zeitverzögerung. Das ist nicht schön, aber es macht keinen Sinn, wenn wir den Bankautomaten erst an einer anderen Stelle aufbauen und dann wieder abbauen, um ihn nach Realisierung des Neubauprojekts bei der Bippener Straße wieder aufzubauen. Ich bin mir sicher: Wenn wir fertig sind mit der Sache, werden die Eggermühlener auch sagen, dass das der richtige Weg war.
klartext: Eggermühlen hat zusammen mit Bippen einen Antrag auf Aufnahme in das Dorfentwicklungsprogramm gestellt. Wann werden Sie erfahren, ob daraus was wird? Wenn’s was wird: In welchen Bereichen versprechen Sie sich da Gutes für Eggermühlen? Und warum mit Bippen in der Nachbar-Samtgemeinde, fragt sich so mancher, und nicht z. B. mit Ankum?
Bippen und Eggermühlen, das ist im Prinzip schon über einen sehr langen Zeitraum gewachsen. Eggermühlen war ja aus der Dorferneuerung rausgefallen. Bippen war bzw. ist immer noch drin.
Sehr eng war die Zusammenarbeit mit Bippen, als wir das Konzept für den Radweg entwickelt haben. Das mussten wir gemeinsam machen, weil der Radweg nach Vorlage der Landesbehörde bis zum Kreisverkehr in Bippen führen muss. Was damals begann, ist ja auch noch nicht abgeschlossen. Auf Bippener Gebiet ist der Radweg noch nicht fertig. Da wurde erst ein Teilstück gemacht, damit wir von Eggermühlen über Restrup nach Bippen kommen. Im Zusammenhang mit der Radwegplanung steht auch, dass nunmehr im Rahmen der Flurbereinigung Flächen in Restrup Bippen zugeordnet werden.
Darüber hinaus hatten wir mit Bippen das gemeinsame Thema Vox Reiterhof und Restaurant, weil die Gemeinde Bippen, als der Maiburger Hof geschlossen war, keine Möglichkeit hatte, einen Mittagstisch anzubieten. Damals waren wir mit Bippen im Gespräch, um den Eggermühlener Reiterhof mit ins Boot zu holen, weil der Reiterwanderwege Richtung Bippen hat.
In diesem Zusammenhang entwickelte sich auf unserer Seite das Interesse Richtung Maiburg, um dort Strukturen wie zum Beispiel Reiterwege zu schaffen. Dann die Frage: Wie regeln wir das? Das war ein Prozess, der inzwischen zu Anderem als dem ursprünglich mal Vorgesehenen geführt hat.
Nach dem derzeitigen Stand machen wir keine Dorfregion mit Bippen. Statt dessen wird die Dorferneuerung Bippen verlängert – und sie wird erweitert, und zwar, wie das so schön heißt, um den Betrachtungsraum der Gemeinde Eggermühlen mit den Schwerpunkten Basisdienstleistungen, Tourismus, Erhaltung alter Hofstellen.
Was Ankum und Kettenkamp angeht: Die hätten wir bei dem Ansatz Vox Reiterhof und bei den Schwerpunkten, die wir haben, gar nicht mit einbauen können. Reiten von Eggermühlen Richtung Ankum und Kettenkamp, das hätte nicht gepasst. Mit wollen – ob wir mit Ankum oder Kettenkamp wollen oder nicht wollen – hat das nichts zu tun. Wir sind da ganz pragmatisch rangegangen und haben geschaut, wie und mit wem wir für unsere Ziele das Beste rausholen können.
klartext: Zur Lebensqualität in einem Ort gehören heutzutage auch schnelles Internet und WLAN-Hotspots. Was WLAN Hotspots angeht, hat sich die Gemeinde für ein Förderprogramm der EU registrieren lassen. Gibt es da eine positive Rückmeldung?
Einen Lottogewinn zu landen, wäre einfacher gewesen (lacht)… Nein, wir haben keine Förderzusage bekommen. Es wäre schön gewesen, aber dafür haben wir aber jetzt einen Aufbauplan der Telekom für den Kabelverzweiger am Friesenweg. Der wird sozusagen „entrümpelt“. Dieser Verzweiger war der Hauptverteilerpunkt im Bereich Wohnpark 1 und 2, Bergstraße, Wiesenstraße, Gartenstraße, Blumenstraße bis hin zur Sternbuschgrenze. Da werden wir nunmehr 100 MBit erreichen, und es steht fest, dass die Telekom die Voraussetzungen dafür bis Ende des Jahres schaffen wird.
Wenn ich mal 10 Jahre zurückschaue: Da waren wir froh über 30 MBit. Der Ausbau dieser Infrastruktur, dieser unsichtbaren Infrastruktur, ist einschließlich der Außenbereiche ein Dauerthema. Was die Kosten angeht, beteiligt sich die Gemeinde Eggermühlen da ja im Rahmen der Breitbandaktivitäten des Landkreises.
klartext: Die Kehrseite des Bestrebens der Gemeinde, durch Investitionen Zukunft zu sichern – Stichworte Kita-Bau, Breitbandausbau, neues Wohngebiet usw. –, ist ein hoher Schuldenstand, der auch in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau von über 3 Mio. € liegen wird (Kreditschulden bei Banken). Laut Haushalt müssen in 2018 für die laufenden Kredite bei Banken gut 184.000 € an Tilgung (150.000 €) & Zinsen (gut 34.000 €) aufgebracht werden. Diese Summe entspricht den gesamten Gewerbesteuereinnahmen plus gut der Hälfte des Umsatzsteueranteils. Was die Finanzen angeht, hat es Eggermühlen nicht leicht, und die finanziellen Spielräume sind eng. So eng, dass Sie sogar Vereine vorgewarnt haben, dass Unterstützung ausbleiben könnte.
Ohne Fördermittel brauchen wir hier gar nichts zu machen. Wenn ich mir unsere bisherige Dorferneuerung so anschaue: Da bin ich zum Beispiel beim Kreisverkehr unendlich dankbar dafür, dass wir da Fördergelder bekommen haben, und dass die Kinder an der Landesstraße eine sichere Haltestelle haben.
Über wenig Geld zu verfügen, hat zumindest den Vorteil, dass wir uns in der Gemeinde auf wenige Dinge fokussieren müssen. Wenn eine Gemeinde viel Geld ausgeben kann, gibt es die sehr viel größeren Diskussionen. Unser Ansatz in Eggermühlen ist: Wir schauen, welche Maßnahmen wir umsetzen wollen und mit welchen Fördergeldern sie umgesetzt werden können. So wird es auch bei Havermann laufen.
Das letzte Jahr war wirklich krass. Wir haben einen Absturz bei der Gewerbesteuer erlebt und mussten auch noch reichlich Gewerbesteuer zurückzahlen. De facto haben wir daraufgelegt. Das sieht dieses Jahr zum Glück besser aus.
Was das Gespräch mit den Vereinen angeht: Wenn man zum Ende eines Jahres weiß, dass es schlecht läuft, und nicht weiß, ob es im Jahr drauf besser wird, dann sollte man mit den Beteiligten, die ja auch damit rechnen, dass sie Geld bekommen, vorher reden und nicht nur ein Schriftstück rüberreichen mit einem ,Danke für die gute Arbeit, die ihr leistet, aber dieses Jahr gibt’s nichts‘. Darum das Gespräch mit den Vereinen, aber es kam nicht so schlimm wie befürchtet: Die Vereine haben dieses Jahr dann doch bekommen, was sie wollten.
Im Vergleich zu früher sieht heute manches besser aus. So haben wir früher wesentlich mehr Zinsen bezahlt und hatten kaum Tilgung. Wenn wir die Eurokrise nicht gehabt hätten, hätten wir uns den Kindergarten gar nicht leisten können. Leisten konnten wir uns den nur wegen der Förderprogramme, die es gab, und wegen der günstigen Kredite. Weil die Kredite so günstig waren, zahlen wir fast gar keine Zinsen und reden nur über Tilgung, was ja eine positive Entwicklung ist. Eine günstige Entwicklung sehe ich auch bei unserem Kassenkredit.
klartext: Das ist quasi der Überziehungskredit einer Gemeinde…
Vor 10 Jahren lag unserer Kassenkredit bei 800.000 €. Bei unserem derzeitigen Kassenkredit von 700.000 € sind die Grunderwerbe schon drin, die wir für das neue Wohngebiet brauchen, für die Ersatzflächen usw. Wenn wir das durch den Verkauf der Baugrundstücke wieder einspielen, dann bauen wir auch, worüber ich froh bin, den Kassenkredit so langsam ab.
klartext: Herr Frerker, die Bürgermeisterarbeit kostet viel Zeit, kann auch frustrierend sein, ganz schön Nerven kosten, und es gibt für all‘ das nur eine geringe Aufwandsentschädigung. Sie sind nun schon seit 12 Jahren im Amt und mein Eindruck ist, dass Sie den „Job“ nach wie vor richtig gerne machen. Was motiviert Sie?
Idealismus. Als Bürgermeister tue ich etwas für die Gemeinde. Andere, die z. B. einem Verein vorstehen oder da mitarbeiten, tun etwas für einen Verein. An die Verantwortung, die mit dem Amt verbunden ist, musste ich mich erst gewöhnen, weil es von meiner Seite aus ja gar nicht geplant war, das Amt anzustreben.
Ich habe Kinder, und möchte auch schon aus diesem Grund, dass Eggermühlen weiterhin ein Ort mit viel Lebensqualität ist. Weil ich beruflich viel rumkomme, sehe ich, wie es in anderen Regionen aussieht. Da sind wir hier, das muss man mal sagen, wirklich gut aufgestellt.
Dass ich Bürgermeister bin, ist für meine Frau jedoch eine große Belastung. Diese Belastung darf man nicht unterschätzen. Als Bürgermeister muss man aber auch sich selbst und sein eigenes Leben im Blick behalten. Was den Zeitaufwand angeht: Ohne mich geht nichts – so sehe ich mich nicht. Ich habe von Anfang an gesagt: Wenn Bürger ein Anliegen haben, können sie mich gerne ansprechen, aber ich gehe nicht zu jeder Vorstandssitzung oder zu jeder Generalversammlung. Ein Vereinsvorstand wird ja auch gewählt, um die Vereinsdinge selber zu regeln. Wir als Gemeinde können das dann begleiten.
Für mich ist das Bürgermeisteramt wie ein Zweitjob. Wichtig ist das Amt nicht für mich als Person. Ich habe einen Job zu erfüllen, der jeweils auf 5 Jahre befristet ist. Irgendwann ist es damit vorbei. Entweder beende ich es – oder der Bürger tut es.
klartext: Bei aller nüchternen Betrachtung: Ist nicht auch eine gehörige Portion passionierter Eggermühlener mit im Spiel?
Das auf jeden Fall!
Verehrte Frau Stiens,
erst gestern bin ich durch einen Bekannten auf dieses Interview mit Bm Markus Frerker aufmerksam gemacht worden. Gratuliere hierzu, ein hochinteressanter und überaus informativer Bericht.Gleichwohl erlaube ich mir folgende Anmerkung zur Mensa und Seniorenmittagstisch:
Es ist m.E. unbestreitbar, der Seniorenmittagstisch im Zusammenwirken mit der Kirchengemeinde ist eine hervorragende Lösung. Nur was sich im Vorfeld abspielte und letztlich zu dieser Lösung geführt hat, hat mich „auf die Palme gebracht“. Es wurden in unserem kleinen u. finanzschwachen Ort tausende von € in Steine, Stahl und Beton in der Erwartung einer multifunktionalen Nutzung der Mensa investiert (die Mensa ist prima). Zu dieser Nutzung könnte der Seniorenmittagstisch gehören. Aber das hat die Landesschulbehörde gem. Aussage des Bürgermeisters untersagt, weil das Kindeswohl Vorrang vor dem Allgemeinwohl hat.
Nun frage ich mich, wo denn die Gefährdung des Kindeswohl liegt und wo und wie w die von der L-Schulbehörde zitierte Obhutspflicht verletzt wird, wenn Alt und Jung miteinander (oder nacheinander) in der Mensa essen – wie in einer Mehrgenerationenfamilie oder wenn Oma und Opa Geburtstag feiern. Es wird viel Geld in Mehrgenerationenhäuser investiert. Leseomas tragen in der Schule Geschichten vor; dafür sind sie gut genug.
Ich weiß nicht, wo im Schulgesetz etc. in irgendeinem § das gemeinsame Essen von Alt und Jung in einer Mensa untersagt wir. Solche Regelungen mögen sich in Ausführungsbestimmungen und Verordnungen des Ministeriums befinden, und die kann man noch schneller ändern und anpassen als Gesetzesänderungen – wenn man dann will und es von der Basis nachdrücklich fordert.
Und insofern widerspreche ich Bm Markus Frerker, wenn er „niemanden bearbeiten kann“. Er kann durchaus (und sollte es auch) auf politischen Wegen auf unsere Landespolitiker einwirken und zwar mit aller Deutlichkeit – man muss es aber auch wollen und den Mut dazu haben. Die Entscheidung der Landesschulbehörde mit dieser beschämenden Begründung (die mich übrigens recht betroffen gemacht hat) hinzunehmen ist für mich ein Armutszeugnis der politisch für uns Handelnden.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Gövert