Hunderttausende Hühner, nicht nur in Gehrde

Welche Eier kaufen? Wie unterschiedlich Hühner gehalten werden, daran erinnert die Sache „Deutsche Frühstücksei“, die in Gehrde u. a. für 210.000 Legehennen eine neue Anlage bauen will.

Ex-Pohlmann (Hühnerbaron genannt), nun Deutsche Frühstücksei: Diese Hühneranlage steht in Ankum-Westerholte.

Beim Kauf von frischen Eiern kann der Verbraucher erkennen, wie die Tiere, die sie legten, gehalten werden. So unterhält die „Deutsche Frühstücksei“ in Gehrde zwei Stallanlagen mit mehreren Hunderttausend Tieren, darunter eine Anlage mit gut 210.000 Legehennen.

Nach Angaben der Firmendatenbank „Wer zu wem“ betreibt die „Deutsche Frühstücksei“ an Standorten in Gehrde, Ankum-Westerholte und Rieste die beengteste aller Hühnerhaltungen: die Käfighaltung.

16 Mio. Hühner an 20 Standorten, darunter Gehrde, Ankum, Rieste und Neuenkirchen-Vörden, sollen zur „Deutsche Frühstücksei“ gehören. Bei 20 Standorten und 16 Mio. Hühnern kämen rein rechnerisch 800.000 Hühner auf einen Standort.

Tierleid. © Peta

Hunderttausende Tiere auf engstem Raum: Das sorgt immer wieder mal für Bilder, veröffentlicht von Tierschützern, die einem den Appetit auf Fleisch wie auch aufs Ei verderben können. Ganz zu schweigen von Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Eiern, die Verbraucher verunsichern. Schlagzeilen machten z. B. das gefährliche Gift Dioxin in Eiern (2011) oder jüngst das Gift Fipronil, das zur Vernichtung von Millionen von Eiern führte.

Nur gut 1 Din A4-Blatt Platz. Bei der heutigen Käfighaltung (Kleingruppenhaltung) leben die Tiere unter äußerst beengten Verhältnissen in Käfigen: In der inzwischen verbotenen Legebatterie  hatte ein Huhn 550 cm² (weniger als ein DIN A4 Blatt) Platz. Bei der sog. Kleingruppenhaltung sind es 800 cm² (ein DIN A4 Blatt plus fünf EC-Karten) pro Tier.

 

Welche Eier kaufen?

Im Schnitt isst jeder Deutsche 213 Eier pro Jahr. Laut Foodwatch (www.foodwach.de) werden nur etwa die Hälfte aller Eier als frische Eier in der Schale gekauft. Die andere Hälfte wird in verarbeiteten Nahrungsmitteln wie Nudeln oder Gebäck oder in Grossküchen und der Gastronomie konsumiert.

 

0, 1, 2 oder 3: Bei frischen Eiern hat der Verbraucher die Wahl.

Seit dem 1. Juli 2005 müssen alle unverarbeitet in den Handel gebrachten Eier mit einem Stempel auf der Eierschale versehen sein. Auf diesen Stempel kommt es an – nicht auf das, was draußen auf der Verpackung steht.

0, 1, 2 oder 3 kann die erste Ziffer auf so einem Stempel sein. Diese Ziffern stehen für völlig unterschiedliche Haltungsbedingungen: Je höher die Ziffer, desto mehr Tiere pro qm. 12 Tiere auf nur 1 qm können es bei der Ziffer 3 sein. In der Regel stehen dann Hunderttausende Tiere unter solch‘ beengten Verhältnissen in einem Stall. Hinter der Ziffer steht dann immer das Herkunftsland wie DE für Deutschland.

Ziffer 1: Freilandhaltung.

Auslauf nur bei den Ziffern 0 und 1.

0 = Bio-Eier. Im Stall: max. 6 Tiere pro qm. Außerdem: Pro Henne mind. 4 qm Auslauf.

1 = Freilandhaltung. Im Stall: 9 Tiere pro qm. Tagsüber Auslauf im Freien (mind. 4 qm pro Tier).

2 = Bodenhaltung. Die Tiere leben nur im Stall: 1 qm für 9 Tiere.

3 = Käfighaltung. Mind. 0,075 qm Käfigfläche pro Henne (das sind ca. 12 Tiere auf 1 qm). Käfighöhe: mind. 50 cm.

 

Bodenhaltung (Ziffer 2): Klingt besser, als sie ist.

Die Bodenhaltung – Eier mit der Ziffer 2 – ist die verbreitetste Haltung in Deutschland. Das Wort Bodenhaltung könnte nach Auslauf auf der Weide klingen. Dem ist nicht so: Bei der Bodenhaltung werden die Tiere nur im Stall gehalten, auch in Gitterkonstruktionen über mehrere Etagen.

Sreenshot Natura-Broschüre. © Big Dutchmann.

Als Nonplusultra der modernen Bodenhaltung bietet „Big Dutchman“ (www.bigdutchman.de) z. B. sein System Natura an und spricht von „Volieren“. Viel Raum für Vögel zum Fliegen, so kennt man gemeinhin Volieren aus Gärten und Parks. Bei Hühnern sieht die Realität anders aus.

9 Hühner auf 1 qm: Das ist die Bodenhaltung. Im Vergleich zur bislang noch praktizierten Käfighaltung wäre, was Big Dutchman „Volieren“ nennt, eine Verbesserung. Wäre es eine artgerechte Haltung?

Bei der Bodenhaltung können, wie bei der Käfighaltung, sehr große Bestände an einem Standort gehalten werden. So will die „Deutsche Frühstücksei“ in Gehrde eine Bodenhaltungsanlage für 210.000 Legehennen bauen. Detailliertere Infos zu den Planungen gibt es noch nicht.

 

Gesetze erzwingen Veränderungen.

Weitergehen wie bisher könnte es in Gehrde wie andernorts auch schon deswegen nicht, weil ab 2025 die bislang noch praktizierte Käfighaltung (Kleingruppenhaltung) in Deutschland verboten wird.

Tierwohl: Der Schnabel muss dran bleiben.

Folgen hat auch, dass es z. B. in Niedersachsen verboten ist, Hühnern ein Stück vom Schnabel abzuschneiden (mehr dazu hier). Diese Prozedur war bislang gängige Praxis, damit die Tiere sich in der Enge der Ställe nicht zerpicken.

Keine gekürzten Schnäbel mehr – das hat Konsequenzen für die gesamte Ausgestaltung der Ställe, inklusive Klimatechnik. So ist z. B. bei „Big Dutchmann“ zu lesen: „Zukünftig wird man sich noch mehr als heute bereits üblich, um eine Verbesserung der Luftqualität in den Ställen bemühen müssen. Die Thematik ungestutzte Schnäbel erfordert eine weitere Optimierung aller Einflussfaktoren und die Reduzierung von Stressfaktoren.“

Vor Ort vom Erzeuger kaufen. Da weiß man, wo es herkommt: Vielerlei Gemüse, Obst, Eier, Kartoffeln, Käse, Fleisch und so manches mehr direkt vom Bauern – das gibt’s in Alfhausen, Ankum, Bersenbrück und Gehrde. Mehr dazu hier.

Direkt vom Erzeuger kaufen: klartext berichtete über die entsprechenden Läden in der Samtgemeinde.

 

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