Erste Erfolge: Schwanz und Schnabel bleiben dran

huhn-illu-frank-zunkerEin Anfang ist gemacht: Etwa 700.000 Hühnern und 125.000 Schweinen bleiben Torturen erspart. Sie werden nicht länger körperlich verstümmelt. Niedersachsen stellte Fördergelder für Tierhalter bereit, die auf das Abschneiden (Kupieren) von Schweineschwänzen oder Legehennenschnäbel verzichten. 350 Tierhalter haben Gelder beantragt.

 

Ringelschwanz- und Schnabelprämie.

In einer Pressemitteilung des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums vom 12. August 2015 heißt es: Die Legehennen- und Schweinehalter in Niedersachsen setzen ein bemerkenswertes Signal für mehr Tierschutz im Stall. „Dieses Interesse an den erstmals vom Land ausgelobten Tierwohlprämien freut mich riesig“, sagte Agrarminister Christian Meyer. „Wir sind auf einem guten Weg. Gemeinsam werden wir für mehr Tierschutz im Stall sorgen.“
Es ist ein Teufelskreis der Tierquälerei: Billigfleisch und billige Eier bedeuten Massentierhaltung, Massentierhaltung bedeutet massiven Stress für die Tiere mit der Folge, dass sich Schweine gegenseitig anfressen und Hühner sich blutig oder gar tot picken. Die Reaktion der Tiermäster war bislang: massenhafte Grausamkeiten wie betäubungsloses Kürzen von Ringelschwänzen bei Ferkeln und Schnabelverstümmelung bei Hühnerküken. Das niedersächsische Prämienmodell ist ein Schritt, um dem ein Ende zu bereiten.

Für Schweine wird eine Prämie von 16,50 Euro gezahlt. Halter von Legehennen werden mit 1,70 Euro pro Tier honoriert. Für mehr Tierschutz in der Schweinehaltung liegen Anträge im Volumen von mehr als 1,9 Millionen Euro vor. Für mehr Tierschutz in der Legehennenhaltung werden fast 950.000 Euro ausgegeben. Die Fördermaßnahme läuft für ein Jahr. Für 2016 soll sie mit langsam steigendem Etat erneut angeboten werden.

„Hinter den 350 Anträgen verbirgt sich eine beachtliche Tierzahl: Rund 600.000 Legehennen und weit mehr als 115.000 Mastschweine werden vom Tierschutz-Engagement ihrer Halter profitieren“, so der Minister. Es machten nicht nur ökologische oder nach Neuland-Richtlinien arbeitende Betriebe mit, sondern erstaunlich viele Bauern aus konventioneller Landwirtschaft.
Im zweiten Halbjahr 2015, so das Agrarministerium, erfolgen die Pflichtberatungen für teilnehmende Schweinemäster und Ferkelerzeuger. Spätestens ab Dezember dieses Jahres stehen die ersten durch die Tierwohlprämien des Landes geförderten Mastschweine und Legehennen in den Ställen.

Dass Tieren deutlich mehr Platz geboten wird, ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Aber Tierhalter, die nicht länger Schwänze und Schnäbel kupieren, müssen etwas tun: zum Beispiel bei Hühnern die Einstreu und die Futterqualität verbessern und den Tieren Beschäftigungsmaterial wie Picksteine bieten. Beschäftigungsmaterial ist auch bei Schweinen ein wichtiger Faktor, um zu verhindern, dass sie sich anfressen.

 

Ein großer Tierwohl-Schritt bei Hühnern ab 2017.

Einen Quantensprung beim Hühner-Tierwohl wird es ab 2017 geben. Dann gilt ein Schnabel-Verstümmelungsverbot für -zig Millionen Tiere. KAT, der Verein für alternative Tierhaltungsformen, verbietet seinen Mitgliedsbetrieben ab 2017 das Kupieren von Schnäbeln. Da fast alle deutschen Supermarktketten von ihren Eierlieferanten verlangen, dass sie von KAT zertifiziert sind, bedeutet diese Entscheidung einen Quantensprung in Sachen weniger Tierquälerei.
Der Schnabel bleibt dran, heißt es dann für geschätzte 60 bis 70 Millionen Hennen in 5.000 Ställen in Deutschland und den Niederlanden. Für den Verbraucher wird mit Mehrkosten von vier Cent pro Ei gerechnet.

 

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