Einblicke in eine Flüchtlings-Wohnung

Ein herzliches „Willkommen“ und Spielzeug für die Kinder zur Begrüßung der neuen Mitbewohner.

Ein herzliches „Willkommen“ und Spielzeug für die Kinder zur Begrüßung der neuen Mitbewohner.

Hier zog vor wenigen Tagen eine junge syrische Familie ein. Das Gros der Möbel stammt aus Spenden. Die privaten Wohnungsbesitzer vervollständigten die Einrichtung und hießen die neuen Mitbewohner herzlich willkommen.

 

Bald werden die Bewohner dieser Wohnung zu Viert sein. Das junge syrische Flüchtlings-Paar, das vor wenigen Tagen hier einzog, kam aus der Aufnahmestelle Friedland und hat eine anderthalbjährige Tochter. In wenigen Wochen erwartet die Familie ihr zweites Kind. Dass sich die Menschen noch nicht öffentlich zeigen wollen, ist wohl mehr als verständlich. Nach allem, was sie hinter sich haben, wünschen sie sich vor allem Ruhe.

Die Besitzer dieser Wohnung haben sich, nach ausführlichen Gesprächen innerhalb der Familie, dafür entscheiden, die Wohnung an die Samtgemeinde zu vermieten und mit der Flüchtlingsfamilie in ihrem Haus unter einem Dach zu leben. Auch mit den Nachbarn wurden Gespräche geführt.

Wer vor dem Krieg geflohen ist und endlich eine der durchweg überfüllten Aufnahmestellen verlassen kann, erlebt in einer Wohnung wie dieser nach zumeist langer Zeit wieder schmerzlich Vermisstes: Privatheit und Normalität.

 

Die Essecke wurde mit gespendeten Möbeln eingerichtet. Blumen und Kerzen schaffen eine wohnliche Atmosphäre.

Die Essecke wurde mit gespendeten Möbeln eingerichtet. Blumen und Kerzen schaffen eine wohnliche Atmosphäre.

Auch die Sitzgruppe stammt aus dem Pool gespendeter Möbel.

Auch die Sitzgruppe stammt aus dem Pool gespendeter Möbel.

Die Küche gehört zu der vom Vermieter beigesteuerten Ausstattung.

Die Küche gehört zu der vom Vermieter beigesteuerten Ausstattung.


 

 
Die kleine Tochter heißt Angela.

Die syrische Familie wurde von Hermann Loxterkamp aus der Samtgemeindeverwaltung zu ihrer Wohnung gebracht und kam dort gleich in Kontakt mit einer ehrenamtlichen Betreuerin. Am Tag nach dem Einzug war Maike Korfage, Sozialarbeiterin der Samtgemeinde, mit einem Übersetzer zur Stelle, um anstehende Aufgaben zu besprechen.

Mohammed heißt der syrische Vater, und die kleine Tochter trägt den Namen Angela. Nach Angela Merkel, vermutet der Vermieter. Wegen der Sprachprobleme klappen Gespräche noch nicht, aber in praktischen Dingen kommt man schon gut miteinander klar. Private Vermieter müssen sich nicht kümmern, aber in diesem Fall leisteten sie am ersten Tag gerne Unterstützung, und so fuhr mal gleich einmal zusammen zum Einkaufen.

In Ankum wird es am 5. November eine Informationsveranstaltung zum Thema Flüchtlinge geben, und zwar um 19 Uhr im Haus Kirchburg. Derzeit leben etwa 110 Flüchtlinge und Asylbewerber in der Samtgemeinde. Da die Zahl steigen wird, wird weiterer Wohnraum benötigt.

 

Das Flüchtlings-Team der Samtgemeinde (von links nach rechts): Alexander Hummert, Maike Korfage, Thomas Oeverhaus, Hermann Loxterkamp, Gabriele Linster und Andreas Schulte. © Foto: Samtgemeinde.

Das Flüchtlings-Team der Samtgemeinde (von links nach rechts): Alexander Hummert, Maike Korfage, Thomas Oeverhaus, Hermann Loxterkamp, Gabriele Linster und Andreas Schulte. © Foto: Samtgemeinde.

Beratung und Unterstützung.

Andreas Schulte, als Leiter des Fachdienstes IV auch zuständig für Flüchtlinge, ist fast Tag für Tag mit Menschen im Gespräch, die sich vorstellen können, Wohnraum zu vermieten. Bei allen Vermietungen von Privat greift ein umfassendes Beratungs- und Betreuungsangebot.

Zuständig ist das Ressort von Andreas Schulte für alle Hilfsberechtigten. Und wie bei allen Hilfsberechtigten, zum Beispiel Obdachlosen, werden Wohnungen möbliert. Das Mobiliar stammt durchweg aus privaten Spenden.
 

Im Eingangsbereich ist noch Platz genug für einen Schreibtisch.

Im Eingangsbereich ist noch Platz genug für einen Schreibtisch.

Handtücher, Gardinen und so manches mehr: Die Vermieter trugen vieles zur Vervollständigung der Einrichtung bei.

Handtücher, Gardinen und so manches mehr: Die Vermieter trugen vieles zur Vervollständigung der Einrichtung bei.

Das Bett lieferte ein privater Spender an.

Das Bett lieferte ein privater Spender an.


 

Es bedarf noch größerer Anstrengungen.

Läuft es weiter so, wie es bislang läuft, kann die Samtgemeinde umsetzen, was sie sich in Sachen Integration vorgenommen hat: Flüchtlingen angemessenen Wohnraum in den einzelnen Orten zur Verfügung zu stellen und damit den Weg dafür zu bereiten, dass sie sich gut und schnell einleben können.

Mit jeder Wohnung, die Andreas Schulte für die Samtgemeinde anmieten kann, verbessern sich die Chancen, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und auf eine Unterbringung in größeren Einheiten verzichten zu können. Es wird aber noch größerer Anstrengungen bedürfen. Am heutigen Mittwoch war Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier bei einer Sondersitzung des Sozialausschusses des Städtetags zur Flüchtlingsthematik in Cuxhaven. Über seine Facebook-Seite teilte er mit: „Viele ungelöste Probleme, Zahl der Flüchtlinge wird deutlich steigen. Auch in der Samtgemeinde Bersenbrück wird es eng.“

Ob Alfhausen, Bersenbrück, Ankum oder Gehrde: Mit jedem „Neuzugang“ in den einzelnen Orten bekommt ein Gesicht, was so oft nur pauschal als „Flüchtlingsstrom“ Niederschlag in den Medien findet. Vielleicht tragen die konkreten Erfahrungen mit Flüchtlingen dazu bei, Vorbehalte und auch Ängste abzubauen.

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