Sportsgeist kann helfen, Gräben zu überwinden

Ein Brief des Sportvereins Fortuna 47 Eggermühlen an die Samtgemeinde zeigt: Was den Sporthallenbau angeht, herrscht zwischen Eggermühlen und Kettenkamp weiterhin Eiszeit.

Ein kommentierender Beitrag von Rita Stiens.

„Endlich ist Schluss“, mag mancher gedacht haben, der das fast 2-jährige Hin und Her um den Bau einer neuen Sporthalle zugunsten des Vereinssports verfolgt hat. Schluss war, als der Samtgemeinderat am 3. Mai der Gemeinde Kettenkamp den 500.000-Euro-Zuschuss für einen Hallenbau zusprach – mit 18 Ja-Stimmen. Nur 5 Ja-Stimmen gab es für das Alternativ-Projekt der Gemeinde Eggermühlen.

Schluss ist, zeigt ein Brief aus Eggermühlen, aber noch nicht. In diesem Brief bittet der SV Fortuna 47 „den Rat der Samtgemeinde, den Zuschuss zum Bau der Halle an die Gemeinde Eggermühlen zu vergeben.“ Eine Neuauflage der Sporthallendebatte, in deren Verlauf schon bis zur Entscheidung im Mai viel Porzellan zerschlagen wurde, vor allem zwischen Eggermühlen und Kettenkamp?

 

Über Jahre immer wieder Fragezeichen.

Geht es um den Sport?

Über den Brief des SV Fortuna an die Samtgemeinde informierte Dr. Horst Baier in seinem Bürgermeisterbericht in der Ratssitzung am 14. Dezember. In dem Brief, so Baier, „wird „die Befürchtung ausgesprochen, wegen des fehlenden Fortschritts beim Bau der neuen Sporthalle in Kettenkamp auch im Winter 2018/2019 über keine Hallenzeiten verfügen zu können.“

Zunächst einmal ist festzuhalten: Gut, wenn sich ein Verein für Trainingsmöglichkeiten seiner Sportler einsetzt. Der Sportverein macht mit seinem Brief aber zugleich Politik: Er verknüpft mögliche Trainingsprobleme in 2018/2019 mit der Bitte an den Rat der Samtgemeinde, vom Kettenkamp-Beschluss abzurücken und nun doch der Gemeinde Eggermühlen den Zuschlag zu erteilen. Ein Vorstoß zum Wohl des Eggermühlener Vereinssports?

 

Mehr Hallenkapazität für die Vereine.

An so manchen Orten in Deutschland würden sich Vereinssportler die Finger danach lecken, eine Halle zu bekommen wie die in Kettenkamp geplante. Diese Halle bietet dem Vereinssport beider Orte mehr Möglichkeiten, als sie eine Vergrößerung der Grundschulturnhalle in Eggermühlen geboten hätte.

Das „Mehr an Hallenkapazitäten“ für die Vereine in Kettenkamp und in Eggermühlen habe, so Horst Baier, bei der Entscheidung für das Kettenkamp-Projekt den „Ausschlag gegeben“. Was wiegt aus Sicht der Eggermühlener Vereinssportler schwerer? Der Standort (dass in Kettenkamp gebaut wird) oder der größere Nutzen für die Sportler?

Bei allem, was Kettenkamp vorgeworfen werden kann: Dass in 2018 eine Verzögerung beim Hallenbau eintreten könnte, geht nicht auf das Konto Kettenkamp, sondern auf das der großen Politik – der vorgezogenen Wahl in Niedersachsen. „Durch die Veränderung in der Landesregierung“, so Horst Baier, „hat sich leider die Bekanntgabe der Vergabe von Fördermitteln verschoben. Im Moment wird im März mit einem Bescheid gerechnet.“ Betroffen davon ist übrigens auch Eggermühlen, denn es wurden 2 Förderanträge gestellt: für Eggermühlen und für Kettenkamp.

Die entscheidende Ratssitzung im Mai: Das Votum für das Kettenkamp-Projekt war eine schwere Geburt.

Was eine möglicherweise zum Ende nächsten Jahres eintretende Situation angeht, antwortete Horst Baier: „Sollte sich nach dem dann zu aktualisierenden Zeitplan ein Engpass für die Trainingsmöglichkeiten des SV Fortuna herausstellen, müssen Gespräche zur Lösung des Problems geführt werden.“

Noch ist nicht absehbar, ob es größere Verzögerungen beim Hallenbau in Kettenkamp geben wird. Absehbar ist jedoch nach den bisherigen Erfahrungen: Ein „alles wieder auf Anfang“ würde zeitraubende Turbulenzen nach sich ziehen und könnte sogar dazu führen, dass kaum mehr jemand geneigt ist, 500.000 Euro Samtgemeindegeld für die Sache auszugeben.

 

Für ein gutes Projekt gemeinsam an einem Strang ziehen – kann das nicht auch mal Richtung Kettenkamp gelingen?

Sport kann Brücken bauen.

Auf der politischen Ebene hat Kettenkamp im Zusammenhang mit dem Sporthallen-Projekt zwischen 2015 und 2017 zeitweise für einige Verärgerung gesorgt (nicht nur in Eggermühlen) und stellenweise auch in einer Weise agiert, die Zwietracht beförderte. Aber wie fast immer im Leben gilt: Jeder frage sich, was sein Anteil an der Entwicklung der Dinge war und ist. So gut wie nie ist bei Zerwürfnissen nur einer schuld.

Über den eigenen Schatten zu springen, ist nicht leicht. Und es ist auch die Frage, wie leicht oder schwer es demjenigen, der sich auf den anderen zubewegt, gemacht wird. Dass man sich ernsthaft dem Vereinssport in beiden Orten verpflichtet fühlt, wäre z. B. ein konstruktives Signal aus Kettenkamp.

 

Sich einbringen über die Planungsgruppe.

Aus Zerwürfnissen herauszukommen, setzt, auch das lehrt das Leben, z. B. voraus, die Schuldfrage ruhen zu lassen und aufeinander zugehen. Zum Sporthallenbau gibt es eine Planungsgruppe. Zu der wurde z. B. auch die Eggermühlener Fortuna eingeladen. Die lehnt jedoch eine Teilnahme ab.

Sport und Sportsgeist verbinden, das zeigt sich immer wieder. Sport kann Brücken bauen und Sportsgeist kann helfen, Gräber zu überwinden. In der Planungsgruppe nimmt ein Projekt Gestalt an, das jedes Vereinssportlerherz erfreuen müsste – sofern die Bereitschaft besteht, dem Sport Priorität einzuräumen.  Weihnachten ist die Zeit der Besinnung. Vielleicht besinnt man sich bei Eggermühlener Verantwortlichen ja doch noch darauf, sich einzubringen in ein Projekt, das zweifellos ein Gewinn ist für den Vereinssport.

Autor
Schlagwörter

Verwandte Beiträge

*

Top