Flüchtlinge aufnehmen: 68 in diesem Jahr

295 Flüchtlinge/Asylbewerber leben derzeit in der Samtgemeinde. Nach der neusten Quote müssen in diesem Jahr 68 Menschen aufgenommen werden. Zeit für eine erste Bilanz.

Vereint im Engagement: Die Pfarreiengemeinschaft Ankum-Eggermühlen-Kettenkamp und die Gemeinde Ankum.

In der Ratssitzung am 29. März informierte Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier über die Verteilquote für Flüchtlinge. Anfang 2016 stand die Samtgemeinde noch vor der Situation, etwa 350 Personen aufnehmen zu müssen. Für 2017 sind es nur noch 68. Mit diesen Neuankömmlingen steht für die Samtgemeinde wieder als erste Aufgabe auf der Tagesordnung, Wohnraum für die Menschen zu finden.

 

Zwischen 2 in Eggermühlen und 123 in Bersenbrück.

Die 295 Flüchtlinge/Asylbewerber, die derzeit in der Samtgemeinde leben, verteilen sich wie folgt (Stand:15. März 2017):

Alfhausen 28, Ankum 90, Bersenbrück 123, Eggermühlen 2, Gehrde 10, Kettenkamp 18, Rieste 24.

 

Begegnung statt „Schockwirkung“: In Alfhausen gehen viele Alfhausener – über alle Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg – auf die „Fremden“ , die neu zugezogenen Mitbürger, zu. Mehr dazu hier.

Starkes Engagement für Flüchtlinge in Alfhausen.

Jede Würdigung wert: Das große Engagement.

Ein kurzer Blick zurück: „Die Samtgemeinde stellt sich auf eine schwierige Lage ein“, schrieb klartext vor 14 Monaten, im Dezember 2015. Damals stand man vor der Situation, in einem Jahr (2016) über 350 Flüchtlinge/Asylbewerber aufnehmen zu müssen. Als Notlösung wurde sogar in Erwägung gezogen, eine Turnhalle oder Container zu belegen. Dass es nicht so weit kam, ist vor allem einem hervorragenden Zusammenspiel von Verwaltungs- und Bürgerengagement zu verdanken – nicht zuletzt der Bereitschaft vieler privater Vermieter, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Diese Bereitschaft ist weiterhin gefragt.

 

Diakon Wille mit seinen „Schützlingen“: In Alfhausen klappt das Zusammenleben bestens.

2015: Diakon Wille mit seinen „Schützlingen“.

Viel Einsatz für einen Willkommenskurs.

„Vorbildliches Engagement für Syrien-Flüchtlinge“, schrieb klartext Mitte 2015. Gezeigt hatte dieses Engagement die St. Johannis-Kirchengemeinde in Alfhausen. Sie stellte Wohnraum und Hilfe für eine 5-köpfige Familie aus Syrien zur Verfügung.

Alfhausen war bald überall in der Samtgemeinde. Kirchengemeinden, Bürgermeister, Bürger bildeten in gemeinsamer Anstrengung so manches unterstützende Netzwerk, das bis heute trägt. Es war in allen Orten die Tatkraft vieler ehrenamtlichen Helfer, die dazu beitrug, dass die Herausforderung, vor der die Samtgemeinde stand, bewältigt wurde, und dass die Flüchtlinge menschliche Zuwendung erfuhren.

Der erste Baby-Neubürger.

Für die 68 Menschen, die in diesem Jahr ankommen werden, braucht es nun wieder ein Startpaket aus Unterbringung und Anfangsbetreuung. Für diejenigen, die schon länger hier sind, geht der zumeist langwierige und auch schwierige Weg der Integration weiter: über Sprach- und Integrationskurse, Kitas, die Schulen, über Ausbildung und Arbeitsplätze. Groß sind die Herausforderungen nach wie vor, für die Flüchtlinge, aber ebenso für die politisch Verantwortlichen, für Verwaltungsmitarbeiter, fürs Kita-Personal, für Lehrer, Arbeitgeber usw.

Drei aus der jungen Libanesen aus der Männer-WG – Ilie (links), Noor (rechts) und Mahmud – mit der ehrenamtlichen Betreuerin Elisabeth.

Helferin Elisabeth mit jungen Libanesen.

Erfolge, aber auch Ernüchterung.

Zahlreiche ehrenamtliche Helfer begleiten Flüchtlinge nun schon seit längerer Zeit. Als man aufeinandertraf, schien alles klar: Die einen wollten helfen, die anderen brauchten dringend Hilfe wie eine Wohnung, Möbel, Kleidung usw. Wie sich die Dinge nach Lösung der drängendsten Probleme entwickeln würden, konnten die Helfer kaum ahnen.

Auch die Flüchtlinge konnten keine Vorstellung davon haben, wie ihr neues Lebensumfeld aussieht, wie lang und dornenreich der Weg zu einem eigenständigen Leben sein würde, wie gut oder schlecht man es aushalten würde, abgeschnitten vom vertrauten kulturellen Umfeld und vom Rest der Familie zu leben.

Mittendrin: Ein Flüchtlingskind in der Grundschule.

Als eine Erkenntnis ist festzuhalten: Jeder Flüchtling ist anders, hat seine spezifischen Vorstellungen und Probleme. Auch jeder Helfer ist anders, hat seine spezifische Motivation und macht seine spezifischen Erfahrungen. Freude und Frust, Hoffnung und Ernüchterung, gute Erfahrungen und Enttäuschung können, zeigt die Arbeit mit Flüchtlingen, dicht beieinanderliegen – nicht anders als im ganz normalen Leben der meisten urdeutschen Menschen. Nur heile Welt, absolut jeder Mensch ein edler, hilfreicher und guter – wo gibt es das schon?

Nach den ersten anderthalb Jahren intensiver Arbeit hat sich verständlicherweise auch so manches erschöpft. Bei dem einen oder anderen Helfer z. B. die Kraft, die Zeit, die man aufbringen kann, oder auch die Geduld. Dass sich weitere Helfer in die Arbeit einbringen, wäre wünschenswert, aber: Das ehrenamtliche Engagement kann die Belastung, die es bislang getragen hat, nicht in dem Maße über Jahre und Jahre tragen. Es fehlt staatlicherseits von ganz oben noch an so manchen, damit die gute Integrationsarbeit, die hier bislang geleistet wurde, weiterhin gut gelingt.

 

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