Grünen-Sprecher zurückgetreten: „Weckruf“?

Günter Hugenberg trat als Sprecher der Samtgemeinde-Grünen zurück.
Günter Hugenberg trat als Sprecher der Samtgemeinde-Grünen zurück.

Günter Hugenberg trat als Sprecher der Samtgemeinde-Grünen zurück.

Günter Hugenberg, der erst vor knapp sechs Monaten (Dezember 2014) gewählte Sprecher der Samtgemeinde-Grünen, hat das Handtuch geworfen. klartext hat Stimmen zu seinem Rücktritt bei Bündnis90/Die Grünen eingesammelt. Sie vermitteln Einblicke ins Innenleben der Grünen.

Günter Hugenberg trat, wie die Samtgemeinde-Grünen auf Nachfrage bestätigen, bereits vor einigen Tagen von seinem Amt als Sprecher der Samtgemeinde-Grünen zurück. Eine Presseerklärung gab es dazu bislang nicht. Das lässt darauf schließen, dass der Rücktritt die Partei kalt erwischte.
Hugenberg zu seinem Rücktritt: „Mein Rücktritt kam in dem Moment in der Tat überraschend, aber ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich habe es, seitdem ich das Sprecher-Amt übernommen habe, für nötig erachtet, dass wir uns stärker als bislang einer selbstkritischen Betrachtung unterziehen. In Bezug auf unsere Arbeit und in Bezug auf die Qualität der Vermittlung unserer Politik.“

Derzeit steht die stellv. Sprecherin Verena Kastner an der Spitze der Samtgemeinde-Grünen.

Derzeit steht die stellv. Sprecherin Verena Kastner an der Spitze der Samtgemeinde-Grünen.

Günter Hugenberg hätte sich gewünscht, dass „wir unsere Politik insgesamt kontinuierlicher, mit guten Sachargumenten unterfüttert, dem Bürger vermittelt hätten, um die Bürger von unserer Arbeit zu überzeugen.“ Außerdem habe er sich eine „intensivere innerparteiliche Beteiligung und Unterstützung“ gewünscht. Die Arbeitsbelastung sei zu hoch gewesen.

Seit dem Rücktritt Günter Hugenbergs übt die 32jährige Verena Kastner, die stellvertretende Sprecherin der Samtgemeinde-Grünen, das Sprecheramt kommissarisch aus.

Elisabeth Middelschulte sitzt seit 2011 für die Grünen im Stadtrat Bersenbrück.

Elisabeth Middelschulte sitzt seit 2011 für die Grünen im Stadtrat Bersenbrück.

Grünen-Stadträtin Elisabeth Middelschulte ist der Meinung: „Wir Samtgemeinde-Grünen sollten diesen Rücktritt als Weckruf betrachten. Vor allem wir Ratsmitglieder und da noch einmal in besonderer Weise wir Bersenbrücker Ratsmitglieder. Die Ratsarbeit ist ja eine ehrenamtliche Tätigkeit, die neben der normalen Berufstätigkeit steht. Wir haben sehr viel Zeit in die Ratsarbeit investiert und nicht in ausreichendem Maße dazu beigetragen, unseren Sprecher bei der Umsetzung seiner Ansprüche, die wir ja alle teilen, zu unterstützen.“

Wer Sitzungen des Bersenbrücker Stadtrats verfolgt, stellt fest, dass dort die unterschiedlichen politischen Ansichten – die der CDU-Ratsmehrheit und die der Grünen – in vielen Punkten besonders hart aufeinanderprallen. Ein Beispiel dafür ist der neue Verbrauchermarkt. Mehr dazu hier. Gespräche über die jahrelange Oppositionsarbeit der Grünen verdichten sich zu dem Eindruck, dass sie Spuren hinterlassen hat. Zwischen der Bersenbrücker CDU und den Bersenbrücker Grünen scheint eine Beziehungskrise zu herrschen, die von einer intensiven Verstrickung von Politischem und Persönlichem geprägt ist.

Josef Weissmann, mit einer Unterbrechung seit 19 Jahren im Stadtrat sowie seit 14 Jahren im Samtgemeinderat.

Josef Weissmann, mit einer Unterbrechung seit 19 Jahren im Stadtrat sowie seit 14 Jahren im Samtgemeinderat.

Grünen-Ratsherr Josef Weissmann: „Wir Grünen haben immer die Finger in Wunden gelegt, im Stadtrat wie im Samtgemeinderat, und das werden wir weiterhin tun. Da gehen einem manchmal auch die Gäule durch. Wir haben aber viel erreicht. Gerade in Bersenbrück haben wir Grüne z. B. mit unserer Politik Pro-Innenstadt, gegen die zunehmende Bedrohung der innerstädtischen Geschäftswelt durch Ansiedlungen im Gewerbegebiet, ein starkes Thema, das alle Bürger betrifft. Trotzdem: Wir müssen, soviel ist richtig, besser vermitteln, wofür wir stehen.“

Das Sprecheramt zu besetzen, ist gar nicht so leicht, denn bei den Grünen herrscht eine Trennung zwischen Parteiamt und Mandat. Das heißt: Wer in einem der Gemeinderäte sitzt, im Stadtrat in Bersenbrück oder im Samtgemeinderat, kann nicht zum Sprecher bzw. zur Sprecherin gewählt werden. Der Grund dafür: Es sollen möglichst viele an der politischen Arbeit beteiligt und Machtkonzentrationen vermieden werden.

Auf die Gemütsverfassung und den Stil der Grünen angesprochen, sagt Elisabeth Middelschulte: „Bei den Grünen geht es neben der immensen Sacharbeit immer auch emotional zu. Ich sehe das positiv, als Zeichen dafür, dass wir mit Herzblut bei der Sache sind.“ Josef Weissmann verweist zum Rücktritt des Sprechers darauf, die Grünen seien „aufgerufen, über einiges nachzudenken. Auch darüber, wie wir mehr Menschen dazu ermuntern können, sich bei uns zu engagieren.“

Was die inhaltliche Arbeit angehe, so Weissmann weiter, sein manches bereits angepackt worden. „Die Grünen arbeiten intensiv an ihren Themenschwerpunkten. Dazu zählen weiterhin die Themenbereiche Innenstadtentwicklung, Entwicklungschancen für die einzelnen Orte der Samtgemeinde, Wohnqualität, Umweltschutz, Umdenken in der Energieversorgung, Integration von Migranten, das Thema Integrierte Gesamtschule (IGS), überhaupt das Thema Bildung als Chance, und die Transparenz von Verwaltungs- und Ratsentscheidungen.

Ob der Rücktritt von Günter Hugenberg zum „Weckruf“ wird, bleibt abzuwarten. Auf die neue Sprecherin oder den neuen Sprecher, soviel scheint sicher zu sein, kommt einiges an Arbeit zu.

Sind sich trotz Rücktritt weiterhin grün: Günter Hugenberg und grüne Mitstreiter. Von links: Günter Hugenberg, Josef Weissmann, Uwe Schröder und der Ankumer Grünen-Ratsherr Ralf Gramann.

Sind sich trotz Rücktritt weiterhin grün: Günter Hugenberg und grüne Mitstreiter. Von links: Günter Hugenberg, Josef Weissmann, Uwe Schröder und der Ankumer Grünen-Ratsherr Ralf Gramann.

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