Starke Momente im Ankumer Rat

Ein Kommentar von Rita Stiens.

 

Bislang gibt es in Ankum nur in einem Haus, das zudem in einem desolaten Zustand ist, Platz für fünf Asylbewerber.

Bislang gibt es in Ankum nur in einem Haus, das zudem in einem desolaten Zustand ist, Platz für fünf Asylbewerber. Mehr dazu hier.

Es war der 13. und vorletzte Tagesordnungspunkt, mit dem der Ankumer Rat in seiner gestrigen Sitzung ein Zeichen setzte, von dem zu hoffen ist, dass es weit über den Rat hinaus Wirkung entfaltet. Bei diesem Tagesordnungspunkt ging es um den Antrag von Bündnis90/Die Grünen, in Ankum Wohnraum für Asylbewerber zu schaffen.
Mit seinen Ausführungen zur Begründung des Antrags eröffnete Florian Brinkmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen, einen Reigen von Beiträgen, die dem Rat zur Ehre gerieten. Für die CDU sagte Fraktionschef Günther Kosmann ja zur Aufnahme von Flüchtlingen und brachte persönliche Erfahrungen ein. Er erinnerte daran, dass nach dem Krieg, als Ankum nur 2.100 Einwohner hatte, 480 Flüchtlinge nach Ankum kamen. Inzwischen hat Ankum um die 7.300 Einwohner. „Es müsste doch mit dem Deubel zugehen“, so Günther Kosmann, „wenn wir nicht menschenwürdige Zustände bieten können.“
Mit Blick auf die Bundesregierung fanden Bürgermeister Detert Brummer-Bange (UWG) wie Günther Kosmann deutliche Worte („Empörung“, „beschämend“) zur Regierungspolitik angesichts des Flüchtlingsdramas. Gerd Holzgräfe (UWG) brachte den Gedanken, auch von privat Wohnraum für Flüchtlinge an die Samtgemeinde zu vermieten, in die Debatte ein.
Dass sich alle politischen Akteure in Ankum – UWG, CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen – dazu bekannten, die Samtgemeinde dabei zu unterstützen, auch in Ankum Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen, stand in ermutigendem Kontrast zu der Nachricht, die an diesem Tag über die TV-Bildschirme ging: In diesem Jahr schon mehr Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte und ihre Bewohner als im gesamten letzen Jahr zusammen. Dagegen setzte der Ankumer Rat die grundsätzliche Bereitschaft aller, Menschen aufzunehmen und sie dabei zu unterstützen, hier Fuß zu fassen.
Wie wichtig und notwendig dieses Signal war und ist, zeigte sich nur Minuten später, während der Einwohnerfragestunde. Die eröffnete ein Bürger mit ganz anderen Tönen. „Wer garantiert unsere Sicherheit?“, trug er aufgebracht vor und gewährte mit Hinweisen auf Messerstechereien und Diebstähle Einblicke in Über-Ängste und Ressentiments gegenüber Asylbewerbern.
Es bleibt zu hoffen, dass der Ankumer Gemeinderat geschlossen daran mitwirkt, die vielen positiven Ankumer Kräfte zu unterstützen, die bereit sind, sich für Flüchtlinge zu engagieren, und noch mehr Ankumer dafür zu gewinnen, diesen Beispielen zu folgen. Es war, wie Detert Brummer-Bange feststellte, richtig und wichtig, über dieses Thema zu sprechen. Mögen den guten Worten Taten folgen und möge sich zeigen, dass die gestern gezeigte Einigkeit auch Belastungsproben standhält.
Mehr zu Ratssitzung hier.

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