Mehrere Stationen, darunter der Bahnhof, wo es besonders viel zu entdecken gab: Die Ankum-Radtour, zu der die UWG eingeladen hatte, brachte so einige Blicke hinter die Kulissen.
In die Pedale treten, frische Luft tanken, hinter Fassaden schauen, an Ort und Stelle über Kommunalpolitik sprechen: Das ist um einiges interessanter als in einem Sitzungssaal zu sitzen. Sitzungszimmer sind natürlich die Hauptorte der Ankumer Politik, aber die UWG-Idee, Bürger einmal im Jahr zur „politische Radtour“ einzuladen, macht Politik anschaulich. Das Wetter spielte bei der diesjährigen Tour am Samstag (3. September) auch noch mit.
Los ging’s am Ratshaus und von da durch die Hauptstraße zum ersten Ziel Aslager Straße. In der Hauptstraße dann auch schon ein erstes Thema, nämlich die Frage: Wie barrierefrei ist Ankum eigentlich? Ankums Ortskern, so Bürgermeister Detert Brummer-Bange während der gemächlichen Fahrt, sei „in der Region einmalig“. Darum wolle die UWG viel Energie in den Erhalt und die Umgestaltung des Dorfkerns stecken.
„Wir haben“, so der Bürgermeister, „viele Geschäfte, den historischen Dom und ein ausgezeichnetes Gastronomieangebot.“ Um dies auch für die Zukunft zu erhalten, sei es nötig, den Ortskern barrierefrei und für Fußgänger attraktiver zu gestalten. Dafür sollen Fördermittel eingeworben werden und die Umsetzung soll gemeinsam mit der Ankumer Geschäftswelt erfolgen.
Über Anliegerwünsche, Bäume und das Innenleben einer Straße.
Die Wünsche der Anlieger waren ein Thema beim ersten Stopp an der neuen Aslager Straße. Zu deren Wünschen gehörten z. B. möglichst viele Bäume. Ein eher ungewöhnlicher Wunsch, denn immer öfter wollen Bürger Straßenbäume loswerden. Die Bäume für die Aslager Straße werden kommen – und zwar zur Pflanzzeit im Herbst.
Welche Bäume es sein werden, wird mit den Anliegern besprochen. Zu groß sollten sie nicht werden und sie sollten Pfahlwurzeln haben, damit das Wurzelwerk nicht in die Breite geht und irgendwann vielleicht auch noch das Pflaster hochdrückt. Was müssen Anlieger bei welcher Art Straße zahlen? Auch das ein Thema. Einblicke gab es von Bürgermeister Brummer-Bange auch zum Innenleben der Straße. Dort liegen jetzt z. B. auch größere Rohre, damit bei starkem Regen mehr Wasser abließen kann.
Zweiter Stopp: Der Recyclinghof.
Auf dem ansteigenden Weg nach Hosten mussten die Radfahrer schon kräftiger in die Pedale treten. Auf dem Recyclinghof konnten sie sich dann ein Bild von all‘ dem machen, was dort geschieht. Grünabfall aus dem Garten wandert nach seiner Aufbereitung in den Garten zurück – das ist z. B. eines der Ziele, die die Awigo mit dem Recyclinghof in Ankum verfolgt. Und so kann man dort Grünabfall loswerden und auch etwas Mitnehmen: Pflanzerde, Humus und Mulch, gewonnen aus dem Grünabfall, der dort verarbeitet wird. Mehr dazu hier.
Das Innenleben des Bahnhofsgebäudes.
Das historische Ankumer Bahnhofsgebäude und das Bahnhofsgelände gehören der Ankum-Bersenbrücker-Eisenbahn (ABE). Für die begrüßte Geschäftsführer Ewald Beelmann die Radler-Gruppe. Das gesamte Gebäude ist vermietet, so Beelmann. Ober sind Wohnungen, unten hat sich HaseEnergie eingemietet, der neue samtgemeindeeigene Strom- und Gasversorger. Als Ansprechpartner für HaseEnergie stand den Besuchern Vertriebsleiter Jan Wojtun zur Verfügung.
Einblicke ins Kolping-Depot.
Ein weiterer Mieter ist die Kolpingsfamilie Ankum, in der sich 446 Mitglieder engagieren. 2015 zog das Altkeider-Depot der Kolpingsfamilie von der Druchhorner Straße in den Güterschuppen am Bahnhofsgebäude um. Es gab viel herzurichten, wie Markus Heitmann, der 1. Vorsitzende der Kolpingsfamilie, berichtete, vom Fußboden bis zu den elektrischen Leitungen.
Der große Einsatz der Mitglieder hat sich gelohnt. Im linken Teil des Güterschuppens lagern nur die Altkleider, die die Kolpingsfamilie für die kolpingeigene Recycling in Fulda sammelt. Mit den Altkleiderspenden werden soziale Projekte des Kolpingwerks unterstützt und auch Aktionen und Projekte der Kolpingsfamilie und der Kolpingjugend vor Ort. Im rechten Raum des Güterschuppens hat die Kolpingsfamilie jetzt auch ausreichend Platz, um dort Ausstattung wie Tische, Bänke usw, zu lagern.
Café im Waggon? Faszination historische Eisenbahn.
Da staunte so mancher nicht schlecht! In dem Garagengebäude gegenüber dem Bahnhofsgebäude stehen nicht nur Autos, sondern auch Loks. Holger Paulsen hat ein Faible für Oldtimer und vor allem für alte Loks. Die rote Lok, Baujahr 1935, wurde besonders bestaunt. Sie fuhr schon früher auf der Ankum-Strecke und ist immer noch fahrtüchtig. Der derzeitige TÜV reicht bis 2018. Was man damit alles machen könnte im touristischen Bereich, davon kann Holger Paulsen mit ansteckender Begeisterung erzählen.
An guten Ideen fehlt es wahrlich nicht. Aber nicht nur mit einer fahrenden Lok wie der roten ließe sich so einiges auf die Beine stellen. Wenn Holger Paulsen erzählt, sieht man es fast schon vor sich: Eine alte Lok und ein Waggon stehen neben dem Kolping-Depot, gut von der Bundesstraße aus zu sehen. Der Clou dabei: Ein Café in dem Waggon hinter der Lok. Stünde so etwas in Ankum – es wäre sicher eine Attraktion. Ärmel aufkrempeln, das Geländestück zur Straße hin von der ABE mieten und loslegen – das wäre so ganz nach Holger Paulsens Geschmack.
Einblicke ins Innenleben des Hallenbads.
Sie ist jetzt wieder eröffnet: Die Badesaison im Ankumer Hallenbad. Bersenbrück hat das Freibad, Ankum das Hallenbad. Dieses Bad ist jedoch ziemlich in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden. Nach Meinung der UWG ist diese Sanierung aus Ankumer Sicht ein zentrales Thema auf Samtgemeindeebene. Der Blick ins Innenleben des Bades, wo normalerweise kein Besucher hinkommt, zeigte, dass es z. B. um die aus den 70gern stammende Technik alles andere als gut bestellt ist.
Dass Kinder schwimmen lernen, dafür ist das Hallenbad aus Sicht von Bürgermeister Detert Brummer-Bange in allererster Linie da. Das Bad trägt zudem erheblich zur Attraktivität des Schulzentrums am Kattenboll bei. Seitdem die Grundschule umgezogen ist und die Weichen Richtung Ganztagsbetrieb gestellt werden, eröffnen sich nun auch für die Grundschule weitere Möglichkeiten, Schwimmangebote zu bieten.
Rege Gespräche unter den Beteiligten.
Es wurde bei dieser Tour nicht nur zugehört. Immer wieder bildeten sich Zweier- und Dreiergrüppchen, in denen angeregt über das Gehörte und Gesehene diskutiert wurde. Die Radtour endete lecker: Mit einer Grillrunde bei Gerd Holzgräfe, dem Vorsitzenden der UWG Ankum.