Gehrde: Gute Aussichten, einige Herausforderungen

Schul- und Kita-Ausbau, Baugebiet, Mietwohnungsbau, starke Nachfrage nach Gewerbeflächen: Es tut sich viel in Gehrde. Mehr dazu hier – und zu den Folgen der Großbaustelle Schule.

Wird den Ortskern prägen: Das Baugeschehen, das sich hinter dem weißen Schulgebäude abspielen wird.

Kein Arzt mehr im Ort, kein Lebensmittelladen, wenig Geld in der Kasse: An Problemen fehlte es in den letzten Jahren in Gehrde nicht. Derzeit bewegen Bürgermeister Günther Voskamp und die Gemeinde aber so viele positive Aussichten wie schon lange nicht mehr. Viel los in Gehrde, zeigt der folgende Überblick.

 

Abriss der Turnhalle.

Vorbereitungen für den Turnhallen-Abriss.

Ins Laufen kommen derzeit die Vorbereitungen für den Abriss der alten Turnhalle auf dem Grundschulgelände. Zunächst wird ausgeräumt. Der Abriss selbst wird in den Osterferien erfolgen. Er wird, so das vorliegende Ausschreibungsangebot, stattliche 71.000 € kosten. Mit dem Abriss ist dann der Weg frei für das Großprojekt Erweiterung der Grundschule um eine Mensa plus Umbauten innerhalb des eigentlichen Schulgebäudes.

 

Baustelle Kita: Mehr Krippenplätze.

Ausschreibungen für die Erweiterung der kommunalen Kita „Sonnenschein“ um mehr Krippenplätze sind raus, der Zuschuss des Landes wurde bewilligt: Damit kann es nun losgehen mit dem Umbau von Wohnungen an der Langen Straße/Schulhof, um die dringend benötigten zusätzlichen Krippenplätze zu beschaffen. Ob auch die oberen Räumlichkeiten genutzt werden und wenn ja wie, steht noch nicht abschließend fest.

Kita, Rathaus, Schule, Kirche: Gehrdes Herz wird lange von Bauarbeiten geprägt sein.© 2018 GeoBasis/DE google.

 

Umbau Grundschule: Für 1,7 der 3,6 Mio. € Aufträge vergeben.

In letzter Sekunde kam doch noch ein Angebot für die Rohbauarbeiten herein: Wie schwer es ist, überhaupt noch Firmen zu finden, die Aufträge übernehmen, schilderte Jürgen Brockmann vom Fachdienst Bauen in der Sitzung des Planungsausschusses der Samtgemeinde am 15. Februar. Er sei froh, sagte er, dass sich überhaupt noch Firmen finden.

Das letzte „Werk“ der scheidenden Rektorin: Sie brachte den Um- und Ausbau zur Ganztagsschule auf den Weg. Den Architektenwettbewerb gewann dieser Entwurf. Entwurf: Reinders Architekten.

Eine frühe Ansicht. Derzeit werden die Pläne überarbeitet. Entwurf: Reinders Architekten.

Gewährleistet ist inzwischen, dass nicht nur der Rohbau erstellt wird. Ingesamt können Arbeiten im Wert von 1,7 Mio. € vergeben werden, darunter Gerüstbau, Elektroarbeiten, Sanitär und Heizung oder Zimmererarbeiten. Für geschätzte 1,9 Mio. € müssen noch Aufträge vergeben werden.

Dass die Bauwirtschaft so ausgelastet ist, schlägt auch auf die Preise durch. Das Rohbau-Angebot bezeichnete Brockmann z. B. als „relativ teuer“. Bei Zimmererarbeiten gebe es dagegen noch Wettbewerb. Man habe 16 Angebote erhalten, und so fällt dieser Posten günstiger aus als vom Architekten geschätzt. Ob man mit den bislang angenommen Gesamtkosten von 3,6 Mio. € auskommen wird, bleibt abzuwarten. 5 % mehr habe man sicherheitshalber mit eingeplant, so Jürgen Brockmann.

 

1 1/2 Jahre Bauzeit, Baustellen-Behinderungen.

„Es muss erst schlimmer werden, bevor es besser wird“, sagt der Volksmund. In Gehrdes Ortszentrum wird das bald gelten, denn nach dem Abriss der alten Turnhalle in den Osterferien wird mit dem Erweiterungsbau der Grundschule begonnen. Die Folge: Bis zu 2 Jahre Belastungen durch Bauarbeiten. Warum es nicht schneller geht, begründete Jürgen Brockmann mit der Enge auf der Baustelle. So könne z. B. nur ein Kran eingesetzt werden, und der habe nur eine begrenzte Kapazität. Für einen weiteren Kran sei kein Platz. Die Bauarbeiten bestimmen auch die neuen Wege, die Kinder und Eltern nehmen müssen, um zur Schule und zur Kita zu gelangen, und sie bescheren Kindern und Lehrern einen neuen Schulhof.

 

Übergangs-Schulhof: Bei der Luther-Eiche.

Übergangs-Schulhof bei der „Luther-Eiche“

Der neue Schulhof wird an einer schönen Stelle – bei der Luther-Eiche – errichtet. Der Dank von Bürgermeister Voskamp geht an die Kirche, die den Platz zur Verfügung stellte. Das Gelände wird abgesichert, sodass sich die Kinder dort auf einem geschützten Areal bewegen. Es wird sogar einen relativ schönen Zaun geben, vermutlich aus Lärchenholz, war in der Ausschusssitzung am 15. Februar zu hören – damit die Kirchgänger, so auch bei Trauungen und anderen Ereignissen, nicht auf einen wenig ansehnlichen Bauzaun schauen müssen.

 

Ersatzparkplatz Lange Str., gegenüber dem Friedhof.

Für 2 Jahre: Neue Parkplätze für Kita und Schule.

Zu den Folgen der Bauarbeiten gehört vor allem eine veränderte Verkehrs- und Parksituation. Die bisherige Zufahrt zur Kita steht nicht mehr zur Verfügung und es entfallen Parkplätze.

Der Gemeinde ist es jedoch gelungen, so Bürgermeister Voskamp, Ausweichplätze zu beschaffen. „Es wird nicht weniger Parkplätze geben“, so der Bürgermeister, „sie liegen nur an anderer Stelle“. So habe die Gemeinde für zwei Jahre eine Fläche an der Langen Straße gepachtet, die als Parkplatz hergerichtet wird.

 

Verkehrslage beruhigen, andere Wege gehen.

Alle miteinander – Schule, Eltern, Schüler, Gemeinde und Samtgemeinde – arbeiten an Plänen für sichere Wege während der Bauphase. Wie gut das gelingt, steht und fällt auch mit der Bereitschaft aller, die sicheren Wege zu gehen.

Lange Straße: Tempo 30.

So sollen Kinder und Eltern vom Parkplatz an der Langen Straße aus über den Friedhof gehen und nicht den Weg entlang der Langen Straße nehmen, weil auf der vor allem in den Morgenstunden viel Baustellenverkehr herrschen wird. Die Verkehrslage im Bereich Kita und Schule zu beruhigen, ist laut Bürgermeister Voskamp das Ziel der Gemeinde. So wurde an einem neuralgischen Punkt an der Langen Straße bereits eine Schikane errichtet. Weitere Schilder sollen zu mehr Verkehrssicherheit beitragen.

 

Bauverkehr: Über Pastors Weg und am Rathaus entlang.

Schikane zur Verkehrsberuhigung.

Die Bushaltestelle bei der Schule wird bestehen bleiben. Ein Großteil der Baufahrzeuge wird über die Straße Pastors Weg zur Baustelle gelangen. Sehr großen Fahrzeugen bleibt aber nur der Weg von vorne: Von der Langen Straße am Rathaus entlang zur Baustelle auf dem Schulgelände. Das wird nicht allzu oft vorkommen, so der Bürgermeister, erfordert aber von allen ein hohes Maß an Umsicht und Aufmerksamkeit.

Nach Einschätzung des Bürgermeisters wird jedoch die insgesamt beengte Situation mit dazu beitragen, dass allen Verkehrsteilnehmern bewusst wird, dass ein hohes Maß an Vorsicht geboten ist. Trotz der umfangreichen Vorbereitungen werde man, so der Bürgermeister, im Laufe der Bauphase beobachten, ob die Vorplanung greift oder ob Veränderungsbedarf besteht.

 

8 Mietwohnungen an der Jahnstraße.

Zwischen der Jahnstraße (vorne) und der gegenüber liegenden Bersenbrücker Straße werden 8 Mietwohnungen entstehen.

8 Mietwohnungen in zwei Gebäuden wird HaseWohnbau an der Jahnstraße errichten. Das Bauprojekt entstand in enger Zusammenarbeit zwischen HaseWohnbau und der Gemeinde/dem Gemeinderat. Angeboten werden u.a. barrierefreie Wohnungen und kleinere Wohnungen für die Zielgruppe Senioren oder Einzelpersonen.

Außenansicht. © Reinders Architekten/HaseWohnbau.

Auch auf schwierigen Grundstücken attraktiven Wohnraum in einer Gemeinde zu schaffen, ist eines der Ziele der samtgemeindeigenen Wohnungsbaugesellschaft HaseWohnbau. Besonderes Augenmerk erfordert bei diesem Grundstück die Lage: Es grenzt an ein Gewerbegebiet und an die stark befahrene Bersenbrücker Straße.

Um ein hohes Maß an Wohnqualität zu sichern, bilden zum einen Parkplätze einen Puffer zur Bersenbrücker Straße. Die Ausrichtung der Hauptwohnräume wie auch die der beiden Häuserreihen sorgen für ein abgeschirmt-geschütztes Wohnen zum Innenhof hin, an dem fast alle Wohn- und Schlafräume liegen. Voraussichtlicher Baubeginn: im Juni diesen Jahres.

Blick auf das neue Baugebiet.

 

Neues Baugebiet: „In der letzten Phase“.

2 ha groß ist Gehrdes neues Baugebiet „Fellekenesch“, das an die Straßen Kleiner Esch, Buchen- und Ulmenweg anschließt. Es bietet ca. 30 „klassische Bauplätze“. Was den Bebauungsplan angeht, so der Bürgermeister, sei man derzeit „in der letzten Phase“. Ob das Areal durchweg klassisch bebaut wird, ist jedoch noch offen. Derzeit würden Überlegungen angestellt, so Günther Voskamp, ob ein Bauträger dort möglicherweise auch eine Reihe „schuppenförmig angelegter“ Häuser baue.

 

Gewerbeansiedlung: Erfreulich große Zahl von Anfragen.

Gewerbe = Arbeitsplätze und Gewerbesteuer.

Im Gespräch mit klartext freut sich Bürgermeister Günther Voskamp über eine große Nachfrage nach Gewerbeflächen in Gehrde. Wenige Tage nach diesem Gespräch hat sich die Liste schon wieder um einen Interessenten verlängert. Es geht um „kleinstrukturiertes Gewerbe“, und ein Gutteil der Interessenten kommt aus Gehrde.

Land muss her, um die Nachfrage zu befriedigen. Die Gemeinde könne, so der Bürgermeister, von der Kirche Flächen kaufen bzw. tauschen. Voskamp lobt die Zusammenarbeit mit der Kirche. Die habe sich auch beim Preis „sehr fair“ verhalten. Sie habe ein offenes Ohr dafür gehabt, von welcher Bedeutung weitere Gewerbeansiedlungen für die Gemeinde sind und für die Platz suchenden Unternehmen.

 

Konkurrent Niedersachsenpark?

Dass auch im Niedersachsenpark nicht nur große, sondern auch kleinere Unternehmen angesiedelt werden sollen – kursiert in der Samtgemeinde und sorgt für einige Unruhe. Uwe Schumacher, Geschäftsführer des Niedersachsenparks, habe ihm jedoch zugesichert, so Günther Voskamp, man „nehme der Gemeinde nichts weg“. Gehrdes Bürgermeister setzt darauf, dass Wort gehalten wird.

 

Schnelles Internet: Es sind weitere Verteilerstellen nötig.

Bürgermeister Günther Voskamp.

Innerorts ist Gehrde zufriedenstellend versorgt, drumherum sieht es schlechter aus. Nun werde, so Bürgermeister Voskamp, eine „dicke Leitung“ – ein Glasfaserkabel – Verbesserungen bringen. Dieses Kabel ist das Ergebnis der Breitbandaktivitäten des Landkreises, an der die Gemeinden, so auch Gehrde, finanziell beteiligt sind. Von dem neuen Glasfaserkabel profitiert u.a. das Gewerbegebiet.

Die anstehenden Verbesserungen reichen jedoch noch nicht aus, so Bürgermeister Voskamp. Gehrde brauche weitere Verteilerstellen. Welcher Bedarf besteht? Um das herauszufinden, kontaktiert er derzeit Gehrder Bürger. Eine interessante Erfahrung, so der Bürgermeister, denn er stieß auf überraschend viele Bürger, die z. B. von zu Hause aus arbeiten und schnelles Internet brauchen.

 

Finanzielle Lage: Ziel Schulden abbauen.

Jeden Cent zweimal umdrehen, das wurde in Gehrde über Jahre praktiziert. Vor Kurzem gab es eine Entlastung: Einen Strukturzuschuss von 62.500 €, den Bürgermeister Günther Voskamp als „sehr hilfreich“ bezeichnet.

Die Samtgemeinde Bersenbrück hatte 2017 einen Antrag auf Strukturhilfen gestellt – für Gehrde, aber auch für Eggermühlen und Kettenkamp. Der Landkreis Osnabrück bewilligte den Antrag mit der Auflage, dass die Samtgemeinde 25 % drauflegt. So geschah es. Für Bürgermeister Voskamp könnte das zusätzliche Geld die Möglichkeit eröffnen, Schulden zu reduzieren. Weniger für Zinsen und Tilgung ausgeben zu müssen, bedeutet: Es steht dann mehr Geld für Gehrder Belange zur Verfügung.

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