In Gehrde wurde am heutigen Montag der offizielle Start des neuen Dorftreffs begangen. Er liegt mitten im Ort und soll ein breit gefächertes Angebot für alle Bürger bieten.
Wie dieser Fotoblick von innen zeigt, könnte der Dorftreff, das neue Angebot für alle Gehrder Bürger, zentraler kaum liegen – gegenüber dem Rathaus und der Grundschule. Das erste Programm wird es im Laufe dieses Monats geben, aber bei der offiziellen Auftaktveranstaltung an diesem Montag, 3. September, war schon eine gehörige Portion Dorftreff-Spirit zu spüren. Zu diesem Spirit gehört, sich tatkräftig einzubringen. Das taten bislang bereits so einige wie Bürgermeister Günther Voskamp, Mitglieder des Gemeinderats, Mitarbeiter der Gemeinde, engagierte Bürger, die beiden „Hauptamtlichen“ Birgit Wiethe und Siegfried Ludger, die nunmehr auf Basis eines 450-Euro-Jobs für den Dorftreff da sind.
Bislang und auch weiterhin im Dorftreff-Boot: Gabriele Linster, die Ehrenamtsbeauftragte der Samtgemeinde. Sie engagiert sich schon lange, auf der Basis eines Konzepts, für die Einrichtung von Dorftreffs. Dass in Gehrde zusammenkam, was für so einen Treff zusammenkommen muss, ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass ein von Gabriele Linster gestellter Antrag auf Fördermittel positiv beschieden wurde. Man habe Gabriele Linster, so Bürgermeister Günther Voskamp in seiner Rede, „viel zu verdanken“.
Viele Ideen. Den Dorftreff zum Leben erwecken.
Ein Dorftreff? Was soll das denn sein? Wie häufig bei neuen Angeboten, wird auch das in Gehrde derzeit noch von manchem Bürger, so Günther Voskamp, etwas skeptisch beäugt. Was wird der Dorftreff sein? Siegfried Ludger sprach bei seiner Begrüßung der Gäste von vielen Ideen, die man schon habe, und beschrieb als Aufgabe für die nächste Zeit, diesen Treff zum Leben zu erwecken. Man müsse ausprobieren, so Ludger, was von den Gehrder Bürgern angenommen wird.
Da sein soll der Dorftreff zum Beispiel für Sennioren, denn auch in Dörfern hat sich die Welt verändert. Viele Senioren sind auf sich gestellt und nicht länger, wie es früher zumeist der Fall war, in ein familiäres Geflecht und in Nachbarschaften eingebunden. Begrüßt wurde ein Angebot für Senioren auch von Andreas Güttler, dessen Vater ebenfalls, wie er sagte, allein lebt. Der Erste Samtgemeinderat wünschte „viel Erfolg bei der Arbeit“, überbrachte Grüße von Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Dorftreff in Gehrde zur „Initialzündung für andere wird“. „Es sei ein zukunftsfähiger und wichtiger Weg“, den Gehrde mit dem Dorftreff gehe, so Susanne Klesse vom Seniorenbüro des Landkreises Osnabrück. Sie wünschte „viel Glück und gutes Gelingen“.
Es wird, was alle miteinander daraus machen.
Ein Angebot, so Günther Voskamp, sei der Dorftreff. Ein Angebot, das zu einem für alle und für vieles werden kann, für Senioren, für junge Familien und nicht zuletzt auch für die Neubürger in Gehrde. Im Kern sind die Räumlichkeiten ein für alle zu nutzender Veranstaltungsort. Wie er genutzt wird, steht und fällt auch damit, wie sehr sich Bürger einbringen, um das Geschehen mitzubestimmen.
Anfangs 4 x die Woche. Auch Lesestoff und Beratung.
Anfangs soll der Dorftreff 4 x die Woche geöffnet sein, morgens 2 Stunden und nachmittags 2 Stunden, so festgeschrieben im Förderbescheid. Bürgermeister Voskamp kündigte jedoch an, man wolle nach Hannover fahren – die Fördermittel kommen vom Land Niedersachsen –, um dort auch über die Öffnungszeiten zu sprechen. Weil viele Menschen nachmittags keine Zeit haben, wären ihm 2 Abendstunden lieber. Vieles ist noch im Fluss beim Aufbau der Dorftreffs. Offiziell bekam er bei der Startschuss-Veranstaltung auch noch keinen Namen. Der Bürgermeister nannte ihn aber schon mal Dorftreff „Gehrda“.
Beschlossen habe man schon, so Voskamp, dass im Dorftreff die Lokalzeitung ausliegen wird und man wolle auch eine überregionale Zeitung abonnieren. Zur Sprache kamen auch schon einige Ideen wie „Bewegen nach Musik“ für Senioren, man könne Menschen einladen, die von einer außergewöhnlichen Reise berichten, eine Wein- oder Bierprobe könne es durchaus auch mal geben, ein Mutter-Kind-Angebot, 1 x im Monat ein Frühstück mit dem Bürgermeister, Beratungsangebote wie Energie- oder Denkmalschutzberatung sowie Hilfestellung beim Umgang mit Behörden usw. Weil es in Gehrde nur noch ein begrenztes Angebot an Geschäften gibt und und weil nicht jeder Bürger per Auto mobil ist, möchte Gabriele Linster auch Angebote wie eine Pflege- oder Optikerberatung nach Gehrde in den Dorftreff bringen.
Das Haus: Ein Schmuckstück.
Dass der Dorftreff nunmehr loslegen kann, liegt auch an Holger Paulsen, dem Besitzer des Hauses an der Langen Straße. Er gab dem Anwesen durch eine aufwändige Restaurierung den Glanz des 19. Jahrhunderts zurück (mehr dazu hier), und so wurden mit „Gehrda“ nicht nur zentral gelegene, sondern auch sehr attraktive Räumlichkeiten bezogen. Jemanden zu finden, der Raum für ein solches Projekt vermietet, ist gar nicht so leicht. Ein Mieter, der vielleicht nur ein Jahr bleibt, weil dann die Finanzierung abläuft – da sagt so mancher lieber Nein. Holger Paulsen steht hinter dem Projekt, lobte der Bürgermeister, und er hat auch selbst mit Hand angelegt.
Es konnte nur die Farbe Gelb sein.
Gabriele Linster hatte ein Geschenk für den 1. Dorftreff in der Samtgemeinde mitgebracht, beschriftet mit der Indianerweisheit „Urteile nie über andere Menschen, bevor du nicht eine Meile in ihren Schuhen gegangen bist!“ Ein Appell, nicht vorschnell den Stab über andere zu brechen. Was die Grundfarbe angeht, sei nur Gelb in Frage gekommen, so Gabriele Linster, weil alle mit so viel sonniger Fröhlichkeit mit dabei seien. Und bunt hätte das Präsent sein müssen, um die Vielfalt all‘ dessen widerzuspiegeln, was der Dorftreff sein soll.
Ab jetzt heißt es für alle Bürger: Sich einbringen und mitmachen.
Um für den Dorftreff zu trommeln, schrieb die Gemeinde Gehrde einen Brief an alle Bürger und an die 26 örtlichen Vereine. Bringt Euch ein, macht mit, lautet die Bitte. Das Programm für den Rest des Jahres soll „in Kürze“ vorgestellt werden, und so soll es dann auch schon im Laufe dieses Monats September losgehen mit dem Betrieb.
Was die Zukunft angeht, sind alle Beteiligten optimistisch: Das Engagement sei schon jetzt so toll, so der Tenor beim Auftakt am Montag, dass es fast sicher sei, dass die Förderung weitergehen werde, dass man nach dem 1. Jahr eine ausgezeichnete Evaluierung des Projekts vorlegen könne.