Im Fokus der Politik: Die Feuerwehren

Sind die Feuerwehren der Samtgemeinde gut für ihre Aufgaben gerüstet? Antworten auf diese Frage gibt der 178 Seiten starke „Feuerwehrbedarfsplan“. Er steht am 11. November auf der Tagesordnung des Feuerwehrausschusses der Samtgemeinde.

Von enormer Bedeutung: Die Freiwilligen Feuerwehren. Hier die Ankumer Feuerwehr bei einer Übung.

Wir alle vertrauen darauf, dass die Feuerwehr, wenn sie gebraucht wird, gut ausgerüstet und schnell zur Stelle ist. 424 Einsätze leisteten die Männer und Frauen der 7 Freiwilligen Feuerwehren im Jahr 2018 – der höchste Stand seit 2010.

Die Samtgemeinde ist dazu verpflichtet, „eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehr zu unterhalten“. Der 178 Seiten umfassende „Feuerwehrbedarfsplan“, mit dem sich der dafür zuständige Ausschuss befassen wird, bietet ausführliche Einblicke in den Ist-Zustand und legt dar, was zukünftig sein sollte. Erarbeitet wurde er von der Firma ORGAKOM Analyse + Beratung.

 

In diesem Jahr: Ein Brand bei Gehrde.

Vorausschauend. Für mehr Sicherheit.

Die Amtszeit von Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier endet in wenigen Monaten und ist u.a. geprägt von großen Investitionen in Schulen und Kitas. Der „Feuerwehrbedarfsplan“ ist ein weiteres der wichtigen Projekte, denn es geht um nicht weniger als die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.

Eine gesetzliche Verpflichtung zur Aufstellung eines solchen Plans besteht derzeit in Niedersachsen nicht. Dadurch, dass die Samtgemeinde ihn in Auftrag gab, ist sie jedoch um eine umfassende Datengrundlage reicher.

Ort & Zeit. Der Ausschuss für Feuerwehren, Umwelt, Soziales, Wirtschaft,Tourismus und Kultur tagt (öffentlich) am Montag, 11. November, um 17.30 Uhr im Rathaus der Samtgemeinde Bersenbrück, Lindenstraße 2, 49593 Bersenbrück, Hermann-Rothert-Saal (E7).

 

„Im Wesentlichen richtig stationiert“.

Anrückende Feuerwehr.

Was die sieben Standorte der Freiwilligen Feuerwehren angeht – Alfhausen, Ankum, Bersenbrück, Gehrde, Kettenkamp, Rieste und Talge –, kommen die Gutachter zu einem positiven Urteil.

Analysiert wurden in diesem Zusammenhang die „Eintreffzeiten“, also wie schnell die Feuerwehren ausrücken und am Einsatzort ankommen, und die zeigen, „dass die Ortsfeuerwehren auf der Basis der gewachsenen Struktur einsatztaktisch im Wesentlichen richtig stationiert sind“.

 

„Investitionen nach oben anpassen“. Zusätzliche hauptamtliche Gerätewartung.

Aus dem „Feuerwehrbedarfsplan“ ergibt sich für Samtgemeindebürgermeister Horst Baier, dass „wir die Investitionen nach oben anpassen müssen“. Es müsse in den kommenden Jahren mehr Geld investiert werden, z. B. in Einsatzfahrzeuge. Der Investitionsbedarf resultiert aus dem Alter der Fahrzeuge und der aufgrund der empfindlichen Elektronik kürzeren wirtschaftlichen Lebensdauer.

Mitglieder des Feuerwehr-Ausschuss in Ankum beim neuen Tanklöschfahrzeug. Rechts Andreas Schulte, Leiter des für die Feuerwehren zuständigen Fachdienstes der Samtgemeinde, und Ortsbrandmeister Tim Schulte.

In der Samtgemeinde sind die Fahrzeuge durchschnittlich 18 Jahre alt. Laut „Feuerwehrbedarfsplan“ „können Löschgruppenfahrzeuge bzw. Tanklöschfahrzeuge in der Regel zwanzig Jahre wirtschaftlich eingesetzt werden“. Zwei Beispiele dafür, was Neuanschaffungen kosten, gibt es derzeit in Ankum: Wie im September zu hören war, als der Feuerwehrausschuss das dortige Feuerwehrhaus besichtigte, kostete das neue Tanklöschfahrzeug 280.000 € und die neue Drehleiter, die Ende 2021 kommen soll, wird wohl 700.000 € kosten.

2016 bei der Feuerwehr in Gehrde: Übergabe neuer Fahrzeuge durch Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier.

Zu den Vorschlägen der Gutachter gehört auch, so Horst Baier, die Einstellung eines hauptamtlichen Gerätewarts/einer Gerätewartin, um die ehrenamtlichen Gerätewarte zu unterstützen. Kosten verursachen werden auch bauliche Defizite bei den Feuerwehrhäusern. Im Unterschied zum Feuerwehrhaus am Floriansplatz in Bersenbrück, das 2012 in Betrieb genommen wurde, und zu dem in Talge mit seinem neuen Anbau sind bei den übrigen Feuerwehrhäusern bauliche Veränderungen aufgrund neuer rechtlicher Bestimmungen vorzunehmen.

Keine Schwarz-Weiß-Trennung.

Als ein Beispiel nennt Horst Baier da die Schwarz-Weiß-Trennung. Damit ist gemeint, dass die Feuerwehrangehörigen nach dem Einsatz ihre verschmutzte Kleidung im Schwarzbereich ablegen; dass sie von dort zum Duschen gehen und dann in den Weißbereich, wo sie ihre private Kleidung anziehen.  Wo es die Schwarz-Weiß-Trennung nicht gibt, sind Investitionen erforderlich, beispielsweise in einen Anbau.

Was die Stellplatzgrößen angeht, gibt es ebenfalls Handlungsbedarf. Zum Feuerwehrhaus in Ankum, errichtet 1984, heißt es z. B. im „Feuerwehrbedarfsplan“, dass dort „die Mindestanforderungen an die Stellplatzgrößen und damit an die Verkehrswege um die Fahrzeuge herum nicht erfüllt werden“; der Gesamtkomplex sei „zu überplanen“. Dass man die Situation in Ankum in der Samtgemeinde bereits auf dem Schirm hat, war ebenfalls im September zu hören, als der Feuerwehrausschuss das Feuerwehrhaus besichtigte.

Schläuche legen: Wasser aus dem Ankumer See holte die Freiwillige Feuerwehr Ankum bei einer Übung.

 

Löschwasser-Problem. Niedersachsenpark.

Löschwasser über weite Strecken heranführen, wird von den Feuerwehren regelmäßig geübt, aber die beste Vorbereitung nützt nichts, wenn weit und breit kein Löschwasser verfügbar ist. Hitze und Dürre, zeigte sich hier z. B. auch in diesem Sommer, verschärfen das Problem.

2018: Waldbrandübung der Feuerwehr Rieste. Viele Meter Schlauch mussten da verlegt werden und am Waldrand standen auch Gülle-Fahrzeuge als Wasserlieferanten bereit.  © M. Revermann.

Im Juli letzten Jahres teilte, so im Plan zu lesen, der Wasserverband erstmalig mit, dass „er aufgrund von Extremwetterlagen die unabhängige Löschwasserversorgung temporär nicht sicherstellen kann“. Das führte dazu, dass die Samtgemeinde ein Großtank-Löschfahrzeug zur Verfügung stellte. Gelöst ist das Problem Löschwasser aber noch nicht. Da muss es laut Feuerwehrbedarfsplan Verbesserungen geben.

Wasser in Gülle-Fahrzeuge.

Bislang nicht berücksichtigt habe die Samtgemeinde, so die Gutachter, „die Risiken, die sich aus der raschen Entwicklung des Niedersachsenparks ergeben“. Nicht berücksichtigt worden sei da „insbesondere die Nutzung von Sonderlöschmitteln bei Gefahrstoffen, die Bereitstellung von Löschwasser und die Durchführung logistischer Aufgaben“.

Ein besonderer Risikofaktor ist im Niedersachsenpark laut „Feuerwehrbedarfsplan“ das Gefahrstofflager Imperial Chemical Logistics GmbH. Die Empfehlung zum Problem Niedersachsenpark lautet: Mit der Verabschiedung des Feuerwehrbedarfsplans „sollte zeitnah die notwenige Vorhaltung der Sonderfahrzeuge für den Niedersachsenpark realisiert werden“.

Auf der Webseite www.imperiallogistics.com werden Infos gegeben zum richtigen Verhalten für den, wie es da heißt, „unwahrscheinlichen Fall einer Gefahrensituation“.

 

Kinder- und Jugendfeuerwehr.

Alle 339 Feuerwehrmänner und -frauen (Stand: 2018) leisten ihre Arbeit ehrenamtlich. Was die Personalsituation angeht, wird im Feuerwehrbedarfsplan empfohlen, „eine Kinderfeuerwehr zu gründen“. Gefördert werden sollten zudem die Jugendfeuerwehr und die Öffentlichkeitsarbeit.

Die Feuerwehr AG der August-Benninghaus-Schule lernt unter Anleitung der Ankumer Feuerwehr.

2018 waren 40 Jugendliche in der Jugendfeuerwehr aktiv. Seit Beginn dieses Schuljahres gibt es in der August-Benninghaus-Schule in Ankum zudem eine Feuerwehr AG, die von der Freiwilligen Feuerwehr Ankum betreut wird (mehr dazu hier) –  auch in der Hoffnung, darüber für ein Engagement bei der Feuerwehr zu begeistern.

 

Zur Beratung & Beschlussfassung im Ausschuss.

In der Beschlussvorlage für die Ausschussmitglieder ist von einer „sukzessiven Umsetzung“ der im Feuerwehrbedarfsplan aufgezeigten Maßnahmen die Rede. Grundsätzlich handle es „bei den aufgezeigten Maßnahmen um Empfehlungen, deren Umsetzung im Einzelfall geprüft werden muss“.

Der Beschlussvorschlag lautet: „Der Feuerwehrbedarfsplan der Samtgemeinde Bersenbrück wird in der vorliegenden Form als Planungsgrundlage für den Brandschutz in der Samtgemeinde Bersenbrück beschlossen. Zur konkreten Umsetzung wird die Verwaltung beauftragt, mit Beteiligung der Feuerwehren der Samtgemeinde Bersenbrück entsprechende Vorlagen z.B. für die Investitionen in Feuerwehrhäuser und Feuerwehrfahrzeuge zu erarbeiten. Die Bereitstellung der erforderlichen Haushaltsmittel erfolgt im Rahmen der jeweiligen Haushaltspläne.“

Großes ehrenamtliches Engagement, auch unter Einsatz des eigenen Lebens; immer wieder auch, wie hier, Einsatzübungen.

 

„Sind wir den Feuerwehrkameraden und -kameradinnen schuldig“.

Horst Baier beurteilt die neuen Erkenntnisse positiv. Die Umsetzung der Empfehlungen werde eine längere Zeit in Anspruch nehmen. „Unsere Feuerwehren“, so der Samtgemeindebürgermeister, „werden durch die Ergänzung von Fahrzeugen und leistungsfähigere Fahrzeuge bei bestimmten Standorten schlagkräftiger. Die Investitionen in Gebäude sind wir den Feuerwehrkameraden und -kameradinnen für bestmögliche Einsatzbedingungen ebenfalls schuldig“. Es müssten auch „große Anstrengungen“ unternommen werden, „um den derzeitigen Stand an freiwilligem Engagement aufrecht zu erhalten, um auch in Zukunft gut gerüstet zu sein“.

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2 Kommentare

  1. Axel Fleddermann

    Hallo im Artikel zum Feuerwehrbedarfplan sind 2 Fehler nicht am 11 September ist treffen sondern am 11.11.19 2 Fehler das ist ein Montag und nicht ein Mittwoch

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