Die Klosterpforte: „Stärker in das Leben der Bürger einbinden“

Interessanten Stoff wird Dr. Jutta Stalfort am Donnerstag, 29. Oktober, in eine Ausschusssitzung zur Klosterpforte einbringen. Sie präsentiert Ideen mit dem Ziel, das historische Kleinod zu einem attraktiven Anlaufpunkt zu machen. Bevor sich der Ausschuss diesem Thema zuwendet, wird er sich mit der anstehenden Sanierung der Klosterpforte befassen.

Auf der Tagesordnung des Ausschusses stehen die Sanierung der Klosterpforte und ein Konzept zur Nutzung dieses Wahrzeichens. Es geht um den linken Gebäudeteil. Der Teil rechts des Durchgangs ist Privatbesitz.

Auf der Tagesordnung des Ausschusses stehen die Sanierung der Klosterpforte und ein Konzept zur Nutzung dieses Wahrzeichens. Es geht um den linken Gebäudeteil. Der Teil rechts des Durchgangs ist Privatbesitz.

 

„Die Klosterpforte ist ein Ort, an dem Geschichte sichtbar und erfahrbar wird“, so Jutta Stalfort zu ihrer zentralen Idee. „Sie ist der Verbindungspunkt zwischen historischer und aktueller Welt. Sie ist das markanteste Gebäude in Bersenbrück und steht am bekanntesten Ort, dem Marktplatz.

Jutta Stalfort hat Ideen zur Nutzung der Klosterpforte entwickelt. Screenshot www.jutta-stalfort.de

Jutta Stalfort hat Ideen zur Nutzung der Klosterpforte entwickelt. Screenshot www.jutta-stalfort.de

Touristen kommen dorthin; sie interessieren sich für das Gebäude, für seinen geschichtlichen Hintergrund. Somit ist dieser Ort ein idealer Ort, um Informationen zur Stadt, zu kulturellen Veranstaltungen und zur Geschichte anzubieten. In und an der Klosterpforte gewinnen Besucher einen ersten Eindruck von Bersenbrück. Dass er zu Gunsten Bersenbrücks ausfällt, dafür kann viel getan werden. Und dies, ohne viel Geld in neue Strukturen zu stecken. Einzig die Arbeit von Ehrenamtlichen muss sinnvoll und professionell unterstützt werden.“

29. Oktober, 17.00 Uhr, Rathaus Bersenbrück (Lindenstraße 2), Hermann-Rothert-Saal (Ebene 7): Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Bauen, Planen, Umwelt sowie Kultur, Sport, kommunale Paten- und Partnerschaften, Tourismus und Stadtmarketing.

 

Ehrenamtliche Touristeninformation im Erdgeschoss.

Die Toiletten, die ohnehin nicht genutzt werden, müssten verschwinden.

Die Toiletten, die ohnehin nicht genutzt werden, müssten verschwinden.

Jutta Stalfort möchte mit ihrem Konzept „Portal in Stadt und Region. Bersenbrück besuchen und erleben“ der historischen Rolle der Klosterpforte gerecht werden und sie wieder stärker in das Leben der Bürger einbinden. Nach ihrer Vorstellung soll die Klosterpforte zu einem Zugangsort werden: „Sie soll einen Zugang bieten zur Geschichte der Stadt, zu den Ereignissen des Städtischen Lebens und zu den kulturellen und touristischen Angeboten der Region.“

Konkret heißt das zum Beispiel: Bersenbrücks ehrenamtliche Touristeninformation zieht ins Erdgeschoss der Klosterpforte ein. Das würde das Bauwerk beleben, und es gäbe dadurch auch an einem Tag, am Samstagsmorgen, verlässliche Öffnungszeiten.

Wie Jutta Stalfort ausführt, finden – seitdem Bersenbrücks ehrenamtliche Touristeninformation zur hauptamtlichen Touristeninformation im Rathaus verlegt wurde – viel weniger Touristen den Weg zu den hochmotivierten Guides. Rumsitzen und warten, weil kaum mehr Besucher kommen, das nagt an der Motivation. Der Umzug könnte bewirken, dass die Ehrenamtlichen wieder den Zuspruch erleben, den sie an ihrem früheren Standort am Marktplatz erlebt haben.

 

Erlebnisorientierte Geschichtsvermittlung.

Im Torbogen soll eine moderne digitale Nachrichtenbörse entstehen.

Im Torbogen soll eine moderne digitale Nachrichtenbörse entstehen.

Jutta Stalfort spannt einen Ideen-Bogen vom Tordurchgang bis zum Dachgeschoss. Im Tordurchgang hängen derzeit Schaukästen mit amtlichen und anderen Nachrichten. Der Gedanke „Tordurchgang als Nachrichtenbörse“ soll in einer modernen Variante Gestalt annehmen: durch ein digitales Angebot, das vom Touristikbüro gepflegt würde.

Unabhängig vom ehrenamtlichen Touristenbüro stünden auf diese Weise „Informationen zur Geschichte und Gegenwart der Stadt, zur Klosterpforte, dem Kloster, dem Museum und anderen städtischen Einrichtungen unkompliziert und individuell abrufbar“ zur Verfügung.

Ein Eckpfeiler des Konzepts von Jutta Stalfort: Es ein ehrenamtliches Projekt, angelegt auf Jahrzehnte, das darauf abzielt, „bürgerschaftliches Engagement und das Interesse an Stadtgeschichte zu aktivieren“.

Ein Diorama soll die Attraktion im Wachraum werden: © Dr. Jutta Stalfort.

Ein Diorama soll die Attraktion im Wachraum werden: © Dr. Jutta Stalfort.

 

Mit allen Sinnen erleben.

Das Highlight im Obergeschoss, in der Wachstube, soll ein Diorama sein zur Geschichte des Klosters und der Stadt – um die Aufmerksamkeit und Fantasie der Betrachter auf die Ereignisse vor einigen Jahrhunderten zu lenken und sie neugierig zu machen auf historische Details.

In so manchem Museum ist ein Diorama der große Hit. Dioramen sind Schaukästen mit Modellfiguren und -landschaften, häufig vor einem bemalten Hintergrund. Ob historische Szenen oder Tiere: Per Diorama kann eine nahezu perfekte Illusion von räumlicher Tiefe und Wirklichkeitsnähe geschaffen werden.

In ihrem Konzept führt Jutta Stalfort aus: „Durch das Diorama wird vor den Augen der Besucher das rege Treiben lebendig, das vor 300 Jahren auf der Klosterinsel herrschte. Im Unterschied dazu, das zeigt dem Besucher der Blick aus dem Fenster, ist die Klosterinsel heute ein stiller, idyllischer Ruhebereich. Das geschäftige Treiben herrscht heute außerhalb dieser Insel, in der Stadt.“

Die Themen, die das Diorama beschreibt, sollen sich an den Bedürfnissen und Interessen der Grundschulkinder orientieren. So könnten gut dokumentierte historische Situationen nacherzählt werden wie Grundstücksverhandlungen zwischen Adelsleuten und Convent, die Abgabe des Zehnten oder der Bau der Klosterpforte (Darstellung alter Handwerksberufe).

Um auch das Ohr anzusprechen, soll eine Klanginstallation das Diorama unterstützen. Jutta Stalfort: „So wird die Aufmerksamkeit auf verschiedene Szenen gelenkt.“ Hörbar werden könnten Natur- und Tiergeräusche, Kirchenglocken, Gebete und Gesänge oder Geräusche aus einer Schmiede.

Im Torzimmer könnte ein repräsentativer Empfangsraum mit historischer Malerei entstehen. © Dr. Jutta Stalfort.

Im Torzimmer könnte ein repräsentativer Empfangsraum mit historischer Malerei entstehen. © Dr. Jutta Stalfort.

 

Gefängniszelle, Empfangsraum, Projekt 100 Jahre Bersenbrück.

Die Gefängniszelle in der Klosterpforte ist der Dreh- und Angelpunkt für das vorgeschlagene Multimedia-Angebot „Das Polizeigefängnis in Bersenbrück: Menschen in der Region in Gewahrsam.“

Hochaktuell und offen für Projekte zum Thema Migration: das Multimedia-Angebot „Bersenbrück – Das Zuhause von Menschen aus aller Welt“. Bei diesem Angebot spielt eine App eine zentrale Rolle. Die könnte z. B. eingegebene Geburtsorte sichtbar machen, die Entfernung anzeigen zwischen dem Geburtsort und Bersenbrück oder gar eine Verbindung herstellen zu anderen Nutzern, die den gleichen Herkunftsort angegeben haben.

Mit Mitteln der Kunst und der Illusionsmalerei sollen die historischen Gegebenheiten in einer Gefängniszelle wieder lebendig werden. Schaut der Besucher durch die Klappen-Öffnung in der Tür, sieht er, wie es damals war. Öffnet er die Tür zur Zelle, sieht er, dass der Raum dahinter leer ist. Das Bild, das er vorher gesehen hat, war eine Illusion.

Der Projekt-Vorschlag „100 Jahre Bersenbrück“ soll im Dachgeschoss umgesetzt werden und zielt auf das Jahr 2056. Dann kann Bersenbrück das 100jährige Stadtjubiläum feiern. Jutta Stalfort bezeichnet diesen ihren Projekt-Vorschlag als „Geschenk der jetzigen Generationen an die zukünftigen Generationen.“ Der Kern des Vorschlags: Es wird 100 Kästen geben, in denen, beginnend mit dem Jahr 1956, Dokumente und Zeugnisse aus dem jeweiligen Jahr gesammelt werden. Alle Gruppen Bersenbrücks sollen daran beteiligt werden. Einmal im Jahr, am Tag des Offenen Denkmal, könnten Besucher den Raum und den Inhalt der Kästen erkunden.

Ein gar nicht so teures Ideen-Paket: Nach der Kalkulation von Jutta Stalfort würden etwa 30.000 Euro ausreichen, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Die Kalkulation basiert darauf, dass die Räumlichkeiten fix und fertig zur Verfügung stehen. Sehr viel mehr Geld wird eine komplette Sanierung der Klosterpforte verschlingen.

Im Dachboden: 100 Kästen zu 100 Jahre Bersenbrück. © Dr. Jutta Stalfort.

Im Dachboden: 100 Kästen zu 100 Jahre Bersenbrück. © Dr. Jutta Stalfort.

 

Vor einer neuen Nutzung steht die Sanierung an.

Bevor eine neue Nutzung der Klosterpforte Wirklichkeit werden kann, muss das Bauwerk, das im Jahr 1700 entstand, saniert werden. Laut einem Gutachten weist es insgesamt „einen befriedigenden Erhaltungszustand auf“. Dennoch besteht so einiger Sanierungsbedarf. Die Experten haben eine Prioritätenliste erstellt. Sie empfehlen, dass die von ihnen als Rot eingestuften Maßnahmen sofort umgesetzt werden sollen.

Dabei geht es vor allem darum, weiteren Feuchtigkeitsschäden einen Riegel vorzuschieben, bestehende Feuchtigkeitsschäden zu beheben und einem „Untermieter“, der reichlich Schaden anrichtet, den Garaus zu machen: dem Gescheckten Nagekäfer.

Dieser Käfer ist ein 5 bis 7 mm kleines Krabbeltier, der Holz befällt. Allerdings in der Regel Holz, das bereits durch Pilzbefall vorgeschädigt ist. Darum gilt es, nicht nur den Nagekäfer zu vertreiben, sondern die Ursachen für die Holzschädigung zu beseitigen.

 

07-Klosterpforte-Konzept-1Dr. Jutta Stalfort

Dr. Jutta Stalfort studierte Philosophie und Geschichte in Münster, Osnabrück und Halle (Saale). Studium Ausstellungsdesign und -management in Krems (Österreich). Freiberuflich seit 1990. Ihr Konzept trägt den Titel: „Klosterpforte Bersenbrück 2015, Portal in Stadt und Region. Bersenbrück besuchen und erleben“.

www.jutta-stalfort.de

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