Oliver Voges: Abschied von Bersenbrück

Nach gut 4 Jahren als Leiter des Polizeikommissariats Bersenbrück übernimmt Kriminaloberrat Oliver Voges ab dem 1. Juli eine neue Aufgabe in Osnabrück.

Oliver Voges (rechts) vor dem Polizeikommissariat Bersenbrück – von dem er sich zum 1. Juli verabschiedet.

Der bisherige Leiter übergibt vor Ort an den Nachfolger – dieses Szene gibt es bei diesem Wechsel an der Spitze des Polizeikommissariats Bersenbrück nicht, denn der Nachfolger von Oliver Voges tritt sein Amt erst in drei Monaten an. Bis dahin wird Reinhard Hagen, Erster Kriminalhauptkommissar und Stellvertreter von Oliver Voges, kommissarisch leiten.

Mit dem 1. Oktober tritt dann Polizeioberrat Matthias Meister als neuer Leiter des Polizeikommissariats Bersenbrück an – so der bisherige Informationsstand. Leiter „Zentraler Kriminaldienst“ ist die neue Aufgabe, die Oliver Voges mit dem 1. Juli in seinem Wohnort Osnabrück übernimmt.

 

In der Schaltzentrale des Kommissariats Bersenbrück: Kriminaloberrat Oliver Voges (rechts), Polizeihauptkommissar Hubert Kortland (links) und Polizeikommissar Marco Kunz.

Oliver Voges mit zwei der Kollegen: mit Hubert Kortland (links) und Marco Kunz (vorne).

Abschied aus der alten Heimat.

Mit dem Abschied vom Polizeikommissariat Bersenbrück verabschiedet sich Oliver Voges zum Ende dieser Woche zugleich von einer Wirkungsstätte in seiner alten Heimat, in der er 30 Jahre lang lebte.

Auf die Frage „was macht den Abschied schwer, was macht ihn leichter?“, antwortete er an seinem vorletzten Arbeitstag: „Das sehr gute Klima auf der Dienststelle und die Kolleginnen und Kollegen, von denen ich mich verabschieden muss, machen es nicht leicht zu gehen. Schwer macht den Abschied auch meine große Verbundenheit mit der Region und den hier lebenden Menschen.

Als Kriminalbeamter mit Leib und Seele freue ich mich aber auch auf die neue Herausforderung und darauf, mich zukünftig ausschließlich mit kriminalistischen Themen zu befassen. Leichter machen den Abschied auch die kürzeren Wege zur Arbeit. Zu meiner neuen Wirkungsstätte in Osnabrück fahre ich mit dem Fahrrad.“

Registrierte Straftaten auf einem historischen Tief. Im Einzugsbereich des Polizeikommissariats Bersenbrück wurden im Jahr 2017 fast 5 % weniger Straftaten registriert als 2016. Ein weiterer positiver Rekord: Die Aufklärungsquote stieg um fast 6 %.

 

Aufklärung auf dem Marktplatz Bersenbrück.

Mehr Sicherheit durch Prävention.

Zu den Säulen der Arbeit im Polizeikommissariat Bersenbrück gehört auch die Prävention. Im präventiven Bereich, so Oliver Voges 2015 im Gespräch mit klartext, seien die Schwerpunkte Wohnungseinbrüche und die Verkehrssicherheit.

Was die Einbrüche angeht, sind bemerkenswerte Erfolge zu verzeichnen. Gab es z. B. 2013 noch 113 Einbrüche, so sankt die Zahl in 2017 auf nur noch 66 – und fast jede 3. Tat (30,3 %) wurde aufgeklärt. Der Bundesdurchschnitt lag bei nur 16,9 %. Weniger Einbrüche, dazu hat auch beigetragen, dass die Bürger selber für mehr Haus- und Wohnungssicherheit gesorgt haben – motiviert auch durch die Aufklärungsarbeit der Polizei.

Das Polizeikommissariat Bersenbrück ist zuständig für die Samtgemeinden Artland, Bersenbrück, Fürstenau und Neuenkirchen. Etwa 84.000 Einwohner wohnen im Zuständigkeitsbereich dieses Kommissariats.

Das Bühnenprogramm „Abgefahren, wie krass ist das denn“ geht an die Nieren. Die Schülerinnen und Schüler hörten u. a. die Schilderungen der Polizistin Sabrina.

Das Bühnenprogramm „Abgefahren, wie krass ist das denn“ ging an die Nieren.

Was die Verkehrssicherheit angeht, fällt in die Amtszeit von Oliver Voges ein Ereignis, das sich allen, die dabei waren, in die Seele gebrannt haben dürfte. Um junge Autofahrer für Gefahren und Risiken zu sensibilisieren, erlebten im Januar 2016 etwa 200 Schülerinnen und Schüler in Quakenbrück ein beklemmend-krasses Bühnenprogramm der Polizei zum Unfalltod Jugendlicher. Es wurde speziell für 16- bis 19-Jährige konzipiert. Während der Aufführung war über 1 ½ Stunden kaum ein Mucks zu hören und am Ende flossen bei nicht wenigen der jungen Zuschauer Tränen (mehr dazu hier).

 

Am Kontrollpunkt Thiene wurde es für einige Reggae-Fans richtig teuer.

Reggae-Jam-Kontrolle in Thiene.

Besonderheit Reggae Jam.

In wenigen Wochen fällt erneut der Startschuss zum Festival Reggae Jam – eine Besonderheit, mit der es das Polizeikommissariat Bersenbrück da zu tun hat. 4 x Reggae Jam erlebte Oliver Voges, und Jahr für Jahr zeigte sich bislang, dass die 15.000 – 20.000 Festival-Besucher ein friedliches Völkchen sind. Der Joint gehört für einige aber ganz offensichtlich zum Festival dazu, denn alle Jahre wieder stieß die Polizei bei ihren Kontrollen vor allem auf Cannabis in Taschen oder Rucksäcken und auf Verkehrsteilnehmer unter Drogeneinfluss.

 

Flüchtlinge & Verunsicherung: Das „subjektive Sicherheitsgefühl“.

Flüchtlinge sind ein Thema, das Deutschland seit 2015 in hohem Maße bewegt. Und es bewegte auch hier. Im Februar 2016 saß bei einer Flüchtlingsveranstaltung mit Oliver Voges auch ein Vertreter der Polizei mit auf dem Podium. Nach den in einigen Städten schrecklichen Ereignissen in der Silvesternacht wurde das Thema Flüchtlinge und Kriminalität über Nacht zu einem heiß und hitzig diskutierten.

Kriminaloberrat Oliver Voges, Leiter des Polizeikommissariats Bersenbrück, stand den Bürgern in Sachen Flüchtlinge und Sicherheit Rede und Antwort.

Im Februar 2016 stand Oliver Voges als Leiter des Polizeikommissariats Bersenbrück den Bürgern in Sachen Flüchtlinge und Sicherheit Rede und Antwort.

„Objektiv“, konnte Oliver Voges zum damaligen Zeitpunkt feststellen, gab es im Einzugsgebiet des Polizeikommissariats Bersenbrück bis dahin keine Probleme: weder durch Flüchtlinge noch habe es fremdenfeindliche Übergriffe gegeben. Das „subjektive Sicherheitsgefühl“ der Bürger sei jedoch, so Oliver Voges damals, gesunken. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger wird mehr und mehr zu einem Faktor, der Polizei wie Gesellschaft bewegt.

 

Gewaltkriminalität: Seit 25 Jahren (1993 bis 2017) fast durchgängig rückläufig.

Immer mehr Brutalität und Gewalt, ist das bei vielen Bürgern vorherrschende Gefühl. Dagegen stehen Zahlen, die eine ganz andere Sprache sprechen. Diese Zahlen zeigen: Zwischen der gefühlten Lage und der Realität liegen Welten.

Nicht nur im Einzugsbereich des Polizeikommissariats Bersenbrück gab es deutlich weniger registrierte Straftaten. Auch bundesweit wurden 2017 fast zehn Prozent (9,6 %) weniger Straftaten erfasst als in 2016. Die Gewaltkriminalität (Mord, gefährliche Körperverletzung, Raub) sank um 2,4 %.

„ZEIT Online“ wertete z. B. bei Gewaltkriminalität die Zahlen des Bundeskriminalamtes zu den letzten 25 Jahren aus (Quelle *: siehe unten). Das Ergebnis: Seit einem erhöhten Stand im Jahr 2007 ist die erfasste Gewaltkriminalität fast durchgehend gefallen und liegt 2017 etwa wieder auf dem Wert von 2002. Wie krass die Unterschiede zwischen der gefühlten Bedrohungslage von heute und der Realität ist, zeigt die folgende Grafik in besonderer Deutlichkeit (Quelle: siehe unten).

 

Wiedervereinigung: Verdoppelung von Mord und Totschlag.

In früheren Jahrzehnten gab es sehr viel mehr Gewaltkriminalität wie Mord und Totschlag als heute. ©: siehe unten**.

Wie die grafische Darstellung zeigt, schnellten in den Jahren der Wiedervereinigung die Zahlen zu Mord und Totschlag steil nach oben. Die Zahl verdoppelte (!) sich von 743 Fällen im Jahr 1990 auf 1468 Fälle im Jahr 1993. Was, so in der Zeitschrift „Die Kriminalpolizei“ zu lesen, an den neuen Bundesländern lag: „Die fünf neuen Bundesländer und Berlin verursachen 1993 36 % aller vollendeten Morde und Totschläge, stellen aber nur 22% der Bevölkerung“ (Quelle **: siehe unten).

Ein Aufreger-Thema waren die hohen Zahlen der 1990er Jahre nicht. Seitdem sind die Zahlen immer weiter nach unten gegangen. Zur Beruhigung hat das bei vielen Bürgern nicht beigetragen. Wie das subjektive Sicherheitsgefühl bei Bürgern verbessern? Das ist und bleibt eine offene Frage.

Zwei Führungskräfte der Polizei werden nun im hiesigen Raum neue Aufgaben übernehmen: Oliver Voges geht von Bersenbrück nach Osnabrück, sein designierter Nachfolger Matthias Meister kommt von seiner bisherigen Wirkungsstätte in Osnabrück zum 1. Oktober nach Bersenbrück.

 

Quelle *: Zeit Online, 8. Mai 2018 – https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-05/polizeiliche-kriminalstatistik-gewaltkriminalitaet-langzeitvergleich

Quelle **: Die Kriminalpolizei. Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei, Ausgabe März 2017, https://www.kriminalpolizei.de/nc/ausgaben/2017/maerz/detailansicht-maerz/artikel/morde-1950-bis-2015.html?tx_ttnews[sViewPointer]=1

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