Covid-19: Wenig Fälle, AHA bleibt aber wichtig

Abstand, Hygiene, Atemschutz: Die niedrigen Fallzahlen – so gibt es in der Samtgemeinde Bersenbrück aktuell keine bekannten Covid-19-Infizierten – sind ein gutes Zeichen, aber auch eine potentielle Gefahr, wenn darüber vergessen wird, die AHA-Regeln einzuhalten. 

Seit März hat sich durch Covid-19 auch die Sitzordnung bei Ratssitzungen verändert. © Foto: Samtgemeinde.

Ein kommentierender Beitrag von Rita Stiens.

Zwischen Anfang März und Anfang Juni stieg die Zahl der registrierten Covid-19-Infizierten im Landkreis Osnabrück plus Stadt Osnabrück von 1 (5. März) auf 1.008 gut 4 Wochen später (am 9. April). Schaut man auf die einzelnen Tage, so gab es am 11. April den Höchststand mit 578 akut Infizierten. Inzwischen sind – am heutigen 4. Juli – nur noch 14 Menschen akut infiziert (2 in Quakenbrück, 1 in Bramsche, 2 in Belm, 8 in Osnabrück und 1 in Dissen).

Erfreulich: Viele weiße Flecken – zeigt die Lagekarte des Landkreises vom 4. Juli, 8.30 Uhr. © Landkreis Osnabrück,

 

Aufatmen angesichts dieser Zahlen nach harten Monaten, Freude über Lockerungen, die Ferien genießen, in Urlaub fahren, an Veranstaltungen teilnehmen usw.: Werden die größeren Freiheiten dazu führen, dass das Virus wie auch die weiterhin bestehenden Einschränkungen in Vergessenheit geraten?

Quelle: www.rnd.de/gesundheit/corona-dunkelziffer-mehr-als-funf-von-sechs-covid-19-fallen-unentdeckt-QGFVCTPAOVFNPFTV2ZOXKCCIAI.html

Mein Eindruck: Die Sehnsucht nach Normalität siegt zunehmend über die Einhaltung der weiterhin bestehenden Corona-Regeln, allen voran die Abstandsregel. Dabei ist die Gefahr ganz und gar nicht gebannt. Vergessen werden sollte z. B. nicht, dass die inzwischen niedrige Zahl der Infizierten nur die entdeckten Infektionen widerspiegelt.

Viele Infektionen bleiben unentdeckt, die Virus-Träger haben keine Symptome, können aber sehr wohl andere Menschen anstecken. Ein Beispiel dafür ist eine Veranstaltung des Rotary-Clubs im österreichischen Salzburg am 15. Juni: Dort steckte ein unbekannt Infizierter 15 der 26 anwesenden Personen an. Drei Personen, die sich ansteckten, mussten bislang zur Behandlung ins Krankenhaus.

Verständlich, aber ein Risiko: Wie die Aufstiegs-Freude bei Braunschweig-Fans aussah, zeigte am 2. Juli „Hallo Niedersachsen“. https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/

 

Gefahr Sorglosigkeit.

Als uns der Corona-Schrecken noch tief in den Kochen saß, als die Zahl der Infizierten nach oben schnellte und uns furchtbare Bilder aus Krankenhäusern erreichten, da kam es äußerst selten vor, so jedenfalls meine Beobachtung, dass man jemanden daran erinnern musste, auf Abstand zu bleiben. Das hat sich geändert.

www.sueddeutsche.de

Zu oft habe ich in den letzten 1, 2 Wochen, wenn ich unterwegs war, darum bitten müssen, Abstand zu halten, und habe da auch pikierte Reaktionen erlebt. Es liegt in unserer Natur, was ja auch äußerst positiv ist, aufeinander zuzugehen, gemeinsam zu feiern, nahe beieinander zu stehen, wenn wir uns treffen und miteinander sprechen. Aber noch stehen die Zeichen nicht wieder auf Normalität.

 

Alle Stühle standen auf Abstand, aber…

Abstand bzw. Maske: Das geriet am 23. Juni bei manchem – quer durch die Fraktionen – vor der Sitzung in Vergessenheit.

Wie schwierig es ist, sich trotz der vielen Lockerungen und Entwarnungen weiterhin ans Unnormale – Abstand bzw. Maske – zu halten, und wie sehr, wie schnell und fast automatisch das Gewohnt-Normale obsiegt, zeigt sich vielerorts; zeigen Bilder von übervollen Stränden, Promenaden, von Feiernden.

Zu beobachten war das auch wieder bei der letzten Samtgemeinderatssitzung am 23. Juni. Da standen alle Stühle und Tische, wie es sein soll, auf Abstand. Vor der Sitzung gab es jedoch so einige abstandslose Gesprächssituationen. Auch bei einigen Besuchern der Sitzung Virus-Vergessenheit. Rücken Sie bitte ein Stück weiter weg war z. B. zu hören, weil der eine und andere den größeren Stuhl-Abstand wohl überflüssig fand.

Wer ZDF schaut, wird täglich während der Werbeblöcke durch die Mainzelmännchen an Corona-Regeln erinnert. © ZDF. www.zdf-werbefernsehen.de

 

„Bewährungsprobe, in der wir stehen, dauert unvermindert an.“

Hier wie andernorts in Deutschland ist es der Einhaltung der Abstands-, Masken- und anderer Corona-Regeln zu verdanken, dass die Infektionskurve nach unten zeigt. Wie jedoch bei Bürgerinnen und Bürgern das Bewusstsein dafür schärfen, dass nur fortgesetzte Vorsicht vor einer erneuten Krisensituation schützt? Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat am 30. Juni im Landtag eine Regierungserklärung zur Corona-Lage abgegeben und sagte eindringliche Worte. Einer seiner Sätze: „Die Bewährungsprobe, in der wir stehen, dauert unvermindert an.“

 

„Viele Einschränkungen werden auf Sicht weiterhin notwendig sein“.

© Robert-Koch-Institut. www.rki.de

Weil rief die Bürgerinnen und Bürger auf, vorsichtig, umsichtig und hilfsbereit zu bleiben. „Ein Kollege“, so der Ministerpräsident, „ hat kürzlich die Situation mit einen Moorbrand verglichen und so schlecht ist dieser Vergleich nicht. Das Virus ist nach wie vor aktiv und brennt gewissermaßen im Untergrund. Viele Einschränkungen werden auf Sicht weiterhin notwendig sein. Das gilt für Abstandsregelungen, für Hygienevorschriften, für die Mund-Nase-Bedeckung in gefahrgeneigten Situationen. Das gilt aber auch für den Verzicht auf Situationen, in denen viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. All das mag im Einzelfall lästig sein, ist aber für einen wirksamen Infektionsschutz unverzichtbar.“

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