Der neue Bersenbrücker Markt: Gewinn oder Gefahr?

Nimmt immer mehr Gestalt an: Der neue Verbrauchermarkt im Bersenbrücker Gewerbegebiet West.

Der Bersenbrücker Markt geht nicht nur Bersenbrück etwas an.

Alfhausen stand schon vor der bangen Frage, ob der dortige Coma-Markt (jetzt Combi-Markt) schließen wird. Nun wird noch ein Netto-Markt kommen. Alfhausens Bürgermeister Klaus Wübbolding erhofft sich von der Netto-Ansiedelung eine Verbesserung der Versorgung. Haben beide Märkte eine Perspektive? Es sei nicht auszuschließen, dass einer der Märkte auf Dauer nicht bestehen bleibt, so Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Horst Baier (Sitzung des Samtgemeinde-Ausschusses für Planen, Bauen und Trassen vom 07.10.2014). Je mehr Alfhausener ihr Geld in Bersenbrücker Märkten ausgeben, desto größer ist die Gefahr, dass Alfhausen eines Tages ohne einen Lebensmittelmarkt direkt im Ort dasteht.

Entfaltet der neue Bersenbrücker Verbrauchermarkt eine seiner Größe entsprechende „Sogwirkung“, haben einige Orte Grund zur Sorge. Auch Bersenbrücker Nachbarn wie Ankum, Nortrup und sogar die Stadt Quakenbrück. Die Kritiker halten diesen Markt für überdimensioniert. Das heißt zum Beispiel aus Quakenbrücker Sicht: Er ist durch seine Größe darauf angelegt, viele Käufer aus der Umgebung, also auch aus Quakenbrück, anzulocken.

Claus Peter Poppe (SPD), der Bürgermeister der Samtgemeinde Artland, bezeichnete es „als unfreundlichen Akt“, wenn „ein überdimensionierter Verbrauchermarkt zwischen Nachbarn nicht im Vorfeld abgestimmt wird“ (Bersenbrücker Kreisblatt, 20.12.2014). Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange (UWG) ist der Meinung, dass das zusätzliche Marktangebot in Bersenbrück zu Lasten der Nachbargemeinden geht.

Die Stadt Quakenbrück und die Samtgemeinde Artland haben Widerspruch gegen den Bau des Bersenbrücker Verbrauchermarkts eingelegt. Er wurde vom Landkreis abgewiesen. Der Landkreis ist eine Behörde, die den Bauantrag genehmigt, und er beurteilt zugleich, ob das Bauvorhaben vereinbar ist mit der Raumordnung. In der Raumordnung wird festgelegt, welcher Ort in welchem Umfang Einzelhandel vorhalten darf. Nach der Ablehnung des Widerspruchs hat Quakenbrück fristwahrend Klage eingereicht. Wird der Klage stattgegeben, muss der Bauherr mit Auflagen rechnen.

Gerade erst in der Innenstadt angesiedelt: Der Combi-Markt.

Gerade erst in der Innenstadt angesiedelt: Der Combi-Markt.

Es stellt sich aber auch die Frage, wie sehr dieser neue Markt auf der „Grünen Wiese, sprich im Gewerbegebiet, zu Lasten der Bersenbrücker Innenstadt geht. In Bersenbrück liegen die Lebensmittel-Märkte inzwischen fast alle – wohnortnah – in bester Innenstadt-Lage. 2014 wurden ein Combi-Markt und ein Aldi-Markt eröffnet. Der Netto-Markt hat seine Verkaufsfläche erweitert. Trotz dieses großen Angebots entsteht nun also ein weiterer Markt – außerhalb der Innenstadt.

Ortskerne vor einem Geschäftssterben bewahren.

Fachleute nennen das, was früher „Grüne Wiese“ hieß, heute „Gegenzentren“. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein großer Markt in einem solchen „Gegenzentrum“ zum Geschäftssterben in Innenstädten führt. Experten sprechen darum schon längst nicht mehr davon, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Sie sprechen von „Kannibalismus“. Und das heißt: Ein Markt in einem Gegenzentrum frisst Geschäfte in den Ortskernen bzw. der Innenstadt. Dabei kommt es entscheidend auf die zugelassenen Sortimente an. Wichtig ist es, möglichst wenig innenstadtrelevante Sortimente auf der grünen Wiese zuzulassen.

Einzelhandelskonzepte: Ein zentrales Thema der Politik.

Wer hat noch Freude an seinem Ort, wenn der Weg zu Lebensmitteln oder anderen Gütern weit ist und wir in bislang noch belebten Straßen vor immer mehr zugeklebten Schaufensterscheiben stehen? Anders als die Ortskerne sind Gewerbegebiete zudem keine Orte, die zum Flanieren einladen und Besucher anziehen.

Es scheint kaum vorstellbar, dass sich die Dinge weiter zum Schlechteren wenden. Aber die Gefahr ist real. Um zu verhindern, dass Ortskerne weiter ausbluten und sich Nachbarorte gegenseitig das Wasser abgraben, sind Spielregeln erforderlich. Festgelegt werden sie in einem Einzelhandelskonzept. Für Bersenbrück liegt ein solches Konzept auf dem Tisch. Was es regeln soll, lesen Sie hier.

 

Seite 1: Der neue Markt in Bersenbrück: Gewinn oder Gefahr?
Seite 2: Der Bersenbrücker Markt geht nicht nur Bersenbrück etwas an

 

Autor
Schlagwörter

Verwandte Beiträge

*

Top