Ratsthemen Bäume pflanzen, Bäume gießen

Pflanzen & gießen: Bäume waren gleich 2 x das Thema in der Sitzung des Samtgemeinderats am 23. Juni. Mit Verweis auf „Baum-Embolien“ machte Detert Brummer-Bange (UWG Ankum) z. B. deutlich, warum Ankum eine Bewässerung fordert.

Die Straße Grüner Weg in Ankum: Eine Wohltat für Mensch und Natur, dass sie baumbestanden ist.

Ein kommentierender Beitrag von Rita Stiens.

Trockenheit auch in diesem Jahr, dem 3. in Folge – das könnte für so manchen Baum das endgültige Aus bedeuten. Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange sprach im Samtgemeinderat über ein drohendes Baum-Sterben durch „Baum-Embolien“.

Ein prima Video (20. Juni) auf www.facebook.com/quarks.de. © Quarks.

Die Baum-Embolie ist vergleichbar mit einer Embolie – der Verstopfung eines Blutgefäßes – bei einem Menschen. So mancher stirbt daran. Auch bei Bäumen ist die Embolie eine tödliche Gefahr. Der Grund dafür: Ein Baum muss das Wasser von den Wurzeln bis in die äußersten Blattspitzen transportieren. Und zwar ständig. Wird die Wasserzufuhr unterbrochen, sammelt sich in Hohlräumen, die dann entstehen, Luft an. Die Folge ist eine zumeist tödliche Baum-Embolie: Der Baum trocknet aus und stirbt ab.

Von Alfhausen bis Rieste ist der Bauhof der Samtgemeinde zuständig für Gemeindestraßen, Spielplätze, öffentliches Grün. Ankums Bürgermeister Brummer-Bange machte im Samtgemeinderat seiner Verärgerung darüber Luft, dass seine Bemühungen, zu einer Bewässerung von Bäumen zu kommen, über Wochen nicht gefruchtet hatten. Schließlich habe die Gemeinde einen Gieß-Auftrag erteilt, und es habe keinerlei Reaktion darauf gegeben.

 

Es wird gegossen, aber… 

Bäume in Kübeln in Ankum.

Was Bäume angeht: Junge Bäume werden in der Regel vom Bauhof gewässert. Zum Sorgenkind werden bei anhaltender Trockenheit aber auch ältere Bäume. Deren Wurzelwerk reicht zwar tief in die Erde und sie könnten Feuchtigkeit aus tieferen Erdschichten ziehen. Es ist aber auch in der Tiefe trocken. „Selbst in einer Tiefe von 1,80 Metern könnten die Bäume mit ihren Wurzeln kein Wasser erreichen, sagte der Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, Klaus Marker. Eine so lang anhaltende Trockenheit habe er noch nie erlebt“ (1).

Vor dem Hintergrund der aktuellen Kontroverse ums Bäume gießen in Ankum stellen sich viele Fragen, und da zunächst einmal die nach dem Wert und Stellenwert eines Baums. Vor die Wahl gestellt, ob z. B. bei Wasserknappheit Rasen durch Bewässerung grün gehalten wird oder ob Bäume gewässert werden, kann die Antwort unter ökologischen Gesichtspunkten nur lauten: Der Baum ist das weitaus höhere Gut – gerade in diesen Zeiten des Klimawandels und des Artenschwunds. Und je größer ein Baum ist, desto größer sein ökologischer Wert.

Hat innerorts in Ankum mehr und mehr Seltenheitswert: Ein Garten mit mehreren und großen Bäumen.

 

Bäume: Ein ökologisch kostbares Gut. 

Um nur an einige der wichtigsten Baum-Wohltaten zu erinnern: Bäume produzieren Sauerstoff. Bei einem 20 m hohen Baum sind es rund 10.000 Liter pro Tag und damit genug zur Versorgung von 5 bis 10 Menschen. Bäume speichern das klimaschädliche CO² und sind damit ein Beitrag zum Klimaschutz.

Kostbarkeit Baum.

Bäume filtern Staub aus der Luft. Darum werden Parks in Städten auch „grüne Lungen“ genannt. Sie spenden außerdem kühlenden Schatten und sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere, denn sie bieten Nistplätze, Nahrung für Insekten, dazu Früchte, Nüsse, Beeren und Samen, die Tiere brauchen, um über den Winter zu kommen.

Haben die hiesigen Regenmengen in den Monaten Mai und Juni ausgereicht, um Trockenheitsstress und ein mögliches Absterben bei Bäumen zu verhindern? Es gab auch hier zu wenig Regen, wusste in der Ratssitzung ein Besucher zu berichten, der sich während der Einwohnerfragestunde zu Wort meldete.

Wie ernst die Trockenheits-Lage insgesamt ist, zeigt der im Juni präsentierte Sonderbericht des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (2).

 

In 80 Tagen in Ankum-Kunkheide nur 25 Liter Regen. 

Achim Bosse hatte exakte Zahlen parat. Der Hobby-Landwirt, zu Hause in der Kunkheide in Ankum, zeichnet täglich die Regenmengen auf. Danach gab es zwischen dem 12. März und dem 31. Mai – also über einen Zeitraum von 80 Tagen – nur 25 Liter Regen pro Quadratmeter. Davon 3 Liter im April und 22 Liter im Mai.

In Ankum-Holsten hat Ralf Gramann, Samtgemeinderat der Grünen, schon seit Oktober letzten Jahres die Regenmengen protokolliert und stellte sie klartext nach der Ratssitzung zur Verfügung. Wie in der Kunkheide fielen auch in Holsten im April nur 3 Liter Regen pro Quadratmeter und im Mai 20,5 Liter. Im Juni kamen bis zum 28. dieses Monats 58 Liter auf den Quadratmeter. Im Vergleich zum vieljährlichen Durchschnitt der Regenmengen in Deutschland (April 58 Liter, Mai 71, Juni 80) kam deutlich weniger Wasser von oben. Aber das ist nicht das einzige Problem.

Straße plus Bürgersteig: Wie viel Wasser kommt da bei Regen überhaupt an einen Baum heran?

 

Kaum Raum fürs Eindringen von Wasser. Wie ältere Bäume erhalten?

An zahlreiche Bäume, zeigt z. B. ein Spaziergang durch Ankum, kommt bei Regen nur ein sehr geringer Anteil Wasser heran, weil z. B. Straßen und Bürgersteigpflasterungen das verhindern.

Dass Bäume, junge wie ältere, bei Trockenheit vom Absterben bedroht sind, wenn sie nicht gegossen werden, dürfte unstreitig sein. Nur jüngere Bäume gießen? Unter Berücksichtigung des ökologischen Werts von Bäumen, müsste dem Erhalt älterer Bäume eine ebenso hohe Priorität eingeräumt werden wie dem Erhalt jüngerer Bäume. Nicht leicht zu beantworten ist jedoch die Frage, wie das Gießen bewerkstellig werden kann.

Beim Baumportal (3) lautet der Rat für Hobbygärtner: Dauert eine Trockenperiode länger als eine Woche und ist sie von hohen Temperaturen begleitet, sollten Bäume mit ein bis zwei vollen Kannen pro Tag bewässert werden. Alternativ einmal pro Woche am späten Abend mit dem Gartenschlauch ungefähr 30 bis 45 Minuten lang gießen. 30-45 Minuten, das ist lange – aber notwendig, denn es muss langsam gegossen werden, damit das Wasser einsickern kann. Es gäbe aber auch andere Möglichkeiten als das klassische Gießen.

Über Google: Viele Angebote für Bewässerungssäcke.

 

Idee Bewässerungsbeutel.

Im Samtgemeinderat machte Axel Meyer zu Drehle (CDU) auf die Möglichkeit einer Bewässerung über Bewässerungsbeutel aufmerksam. Es gibt so einige Städte, in denen solche Beutel bereits seit einigen Jahren eingesetzt werden. Das Fassungsvermögen beträgt bis zu 75 Liter Wasser, das über einen Zeitraum von 5-9 Stunden tropfenweise ins Erdreich abgegeben wird. Bewässerungsbeutel sind durchaus eine gute Idee, findet auch Detert Brummer-Bange. Sofern beim Baum ausreichend Platz ist, um einen Bewässerungssack anzubringen.

Beispiel Erfurt: Dort werden viele Bewässerungsbeutel verwendet, vor allem, aber nicht nur für jüngere Bäume. © Erfurt. Das Video dazu: www.erfurt.de/ef/de/service/mediathek/video/2019/133185.html

Trockenheit kann uns länger begleiten und öfter ereilen als uns lieb ist. Beim Thema Bäume gießen voran und zu Lösungen zu kommen, würde bedeuten, gerüstet zu sein. Es wird des guten Willens und der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten bedürfen, um wetter- wie klimabedingte Herausforderungen zu meistern.

Schön wäre, wenn es auch Bürgern eine Herzenssache wäre, einen Beitrag zur Rettung der Straßenbäume vor ihrer Haustür zu leisten. Verlass ist darauf aber nicht. Schon gar nicht in den größeren Orten der Samtgemeinde.

 

Für so manchen Bürger ist nur ein gefällter Baum ein guter Baum.

„Mein Feind der Baum? Bürger gegen Bäume“: Unter diesem Titel berichtete klartext vor 5 Jahren darüber, dass so mancher Bürger an Bäume in seinem häuslichen Umfeld gerne die Axt anlegen würde oder dass gegen eine Neuanpflanzung von Bäumen protestiert wird (mehr dazu hier). Darüber hinaus greift die Verschotterung immer weiter um sich, wie klartext bei Streifzügen durch Ankum entdeckte (mehr dazu hier). Was das Bewusstsein für den Wert der Natur angeht, ist vielfach reichlich Luft nach oben. Was Bäume angeht, gab es in der Samtgemeinderatssitzung aber nicht nur die Gieß-Kontroverse.

Bilder aus Ankum: Statt Natur Verschotterung.

 

Baum- und Strauchpflanzungen an Wegen.

Auf der Tagesordnung des Rats stand auch eine „Prüfung von Anpflanzungen an Straßenseitenrändern der Samtgemeindeverbindungswege“. Es ging um einen entsprechenden Antrag von Zeljko Dragic (SPD). Beschlossen wurde, dass die Verwaltung beauftragt wird, die Anpflanzung von Bäumen oder Sträuchern an Samtgemeindeverbindungswegen zu prüfen und, sofern die Verkehrssicherungspflicht nicht beeinträchtig ist, Anpflanzungen vorzunehmen. Ein begrüßenswerter Beitrag zur Schaffung weiterer ökologischer Strukturen in Zeiten des Klimawandels und des Artensterbens.

Quellen:
(1) www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Grundwasser-wird-in-vielen-Regionen-knapp,weltduerretag100.html
(2) www.nlwkn.niedersachsen.de/Grundwasserstand/sonderbericht-zur-grundwasserstandssituation-in-den-trockenjahren-2018-und-2019-189367.html
(3) https://www.baumpflegeportal.de/baumpflege/trockenheit-duerre-wann-baeume-giessen/

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